Im Kino: May, die dritte Frau

Gesellschaftsdrama

„May, die dritte Frau“ ist inspiriert von der Geschichte meiner Familie, erklärt die Regisseurin Ash Mayfair. Es ist eine Coming-of-Age-Erzählung, eine Geschichte über Liebe und Selbstfindung in einer Zeit, in der Frauen kaum ein Mitspracherecht besaßen. Die weibliche Sexualität, der Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter und der Kampf des einzelnen Menschen in einer konservativen patriarchalischen Gesellschaft sind Themen, die mich immer fasziniert haben. Ich bin in Vietnam aufgewachsen, in einer Gesellschaft, in der Traditionen, Geschichte und Gemeinschaft höher wertgeschätzt wurden als persönliche Unabhängigkeit. Die Heldin dieser Geschichte begibt sich auf eine Reise, auf der ihre Identität viele verschiedene Rollen annehmen muss: die eines Kindes, einer Frau, einer Ehefrau, einer Geliebten und schließlich einer Mutter.

Kinostart: 10. Juni.

Inhalt

Vietnam, Ende des 19. Jahrhunderts: Die 14-jährige May reist auf einem Boot den Fluss hinauf zu ihrem neuen Ehemann, dem reichen Gutsbesitzer Hung. Auf der ländlichen Seidenfarm beginnt ihr neues Leben in seiner Großfamilie, zu der auch Hungs Ehefrauen Ha und Xuan und deren Kinder gehören. Mays Aufgabe und gleichzeitig Hoffnung ist es, einen Sohn zu bekommen. Nur so kann sie in der Familie Ansehen erlangen. Die Frauen führen May achtsam in die Alltagsrituale und strikten Familienregeln ein und stehen ihr mit schwesterlichem, fast zärtlichem Rat in ihrer neuen Rolle als Ehefrau bei. Mit einer Schwärmerei für die zweite Frau Xuan, beginnt für May ein schwieriger Weg, in dem sie mehr als nur ihre eigene Stimme findet. Im Bambushain entdeckt sie ein gut behütetes Liebesgeheimnis, das schon bald das Haus Hung zu erschüttern droht.

Kritik

Ein intimes Drama über Vietnam, über ein Kind, das bald Ehefrau werden soll, mit allen Pflichten. Der Ehemann nimmt sich sein Recht,  egal ob sie schon eine Frau ist, oder noch nicht. Genauso wichtig sind die anderen Personen auf dem Hof. Was dürfen sie, wofür werden sie bestraft?  In Hannover lief der Film nicht im Kino an, aber sobald sich die Möglichkeit ergibt, lohnt es sich einen Blick zu riskieren.

Das Gesellschaftsdrama „May, die dritte Frau“ (O: Nguoi Vo Ba) von Regisseurin Ash Mayfair dauert 94 Minuten, ist ab 12 Jahren freigegeben und wird von Jip Film & Verleih veröffentlicht. Tolle Landschaftsbilder, intime Einblicke in eine Gesellschaft und in die Liebe. Bilder, die wir so in westlichen Produktionen kaum sehen.  

Bewertung: 7,6/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 2/4  – Anspruch: 3/4