Ingar Johnsrud – Der Verräter

(Polit-)Thriller

Ein Gang durch die Buchhandlung eures Vertrauens dürfte schon Aufschluss über den Roman geben, zumindest den Bekanntheitsgrad. Gleich an drei Stellen liegt das Buch aus, schon so viele Rezensionen nach nur ein paar Wochen. Nach „Der Hirte“ und „Der Bote“ von Ingar Johnsrud ist jetzt der dritte Fall für den Ermittler Fredrik Beier erschienen und wird von der Leserschaft offensichtlich gut angenommen und das zu Recht. Denn der Thriller „Der Verräter“ agiert atemlos, verbindet eine Geschichte des Militärs während des Zusammenfalls der Sowjetunion in den frühen 1990er Jahren mit der Gegenwart und hat mit einem strauchelnden Kommissar und seiner Partnerin ein Duo, wie es sonst nur bei Jussi Adler Olsens Reihe auftaucht. Die Partnerin spielt eine noch größere Rolle als bislang. Morde führen Beier und seine Kollegin Kafa Iqbal wieder zusammen. Es gibt um Pocken, ein verunglückte Militäraktion und um Schuld aus früheren Zeiten, die nun erneut aufs Trapez kommen. Dennoch sind die Kommissare Fredrik Beier und Kafa Iqbal nah dran an der Auflösung der Mordfälle, die ein ganzes Land in Aufruhr versetzen könnten im furiosen Finale. Bis in die höchsten politischen Kreise geht es diesmal.

Inhalt

Der Verraeter von Ingar Johnsrud

Oslo, Norwegen: Ein Mitarbeiter des norwegischen Verteidigungsministeriums und seine Freundin werden ermordet in einer Autowaschanlage gefunden. Das Wort „Verräter“ wurde auf den Wagen geschmiert. Wenige Tage später verschwindet eine Reporterin spurlos, ist auch sie ermordet worden? Sie hatte nicht nur in der Vergangenheit des Toten gewühlt, sie suchte auch nach Informationen über Hauptkommissar Fredrik Beiers verstorbenen Vater und hat Verbindungen zu Kafa Iqbal hergestellt. Als während der Ermittlungen immer mehr Verbindungen zu Fredriks Leben und seiner Vergangenheit auftauchen, muss er sich fragen, wem er noch trauen kann. Sogar seine Partnerin Kafa Iqbal scheint etwas vor ihm zu verbergen. Der Politskandal, dem er schließlich auf die Spur kommt, hat so ungeahnte Ausmaße, dass er alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Eine Organisation scheint seit Jahrzehnten die militärische Selbstverteidigung in ihre Hände zu nehmen, hat sogar Verbindungen in die oberste politische Elite. Viele Figuren agieren, manche können nur noch reagieren. Die Verschwörung aufzudecken ist das Ziel der Ermittler, die aber persönlich sehr viel ertragen müssen und leiden.

Kritik

Das spannende und gelungene Ende einer Trilogie war richtig gut, nach dem starken ersten Teil, war der zweite Akt okay, jetzt wird es wieder besser. Fredrik Beier ist als Kommissar deshalb überzeugend, weil er ein akribischer Ermittler ist, der aber ebenso seine menschlichen Seiten zeigt und Fehler begeht, vielleicht zu viele, zu sehr lonely Wolf, wobei diesmal seine Partnerin und deren Familie eher im Fokus stehen. Ein facettenreicher Roman der als Gesamtbild eine sehr positive Bewertung verdient. Ein intelligenter Roman, auch durch die Schreibweise, ein guter Thriller. Politisch sehr aktuell, inhaltlich wichtig und ein ohne Umschweife empfehlenswertes Werk!

Ingar Johnsrud, Jahrgang 1974, wuchs in Holmestrand auf. Er studierte Film- und Medienwissenschaften und arbeitete fünfzehn Jahre als Journalist bei einem der größten norwegischen Medienunternehmen. Sein erster Roman, der Thriller „Der Hirte“, wurde als bestes Krimidebüt für den Maurits Hansen Prisen nominiert, und in seiner Heimat wird Johnsrud als neuer Star der skandinavischen Spannungsliteratur gefeiert. Es folgte der „Der Bote“ und nun der dritte Teil der Trilogie. „Der Verräter“ („Korset“, Fredrik Beier 3), hat 666 Seiten, wurde von Daniela Stilzebach übersetzt und ist im Blanvalet Verlag am 16. September erschienen.

Bewertung: 8,2/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 4/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4