Kleines Mädchen

Dokumentation / Geschlechtswechsel

Ein Jahr lang hat der preisgekrönte Regisseur und zweifache Teddy-Gewinner Sébastien Lifshitz („Sommer wie Winter“, „Wild Side“, „Bambi“) die kleine Sasha und ihre Eltern mit der Kamera begleitet. Die Herausforderungen, Erfolge und Rückschläge des Mädchens und ihrer Familie fängt er mit behutsamen Bildern ein und stellt damit höchst empathisch konservative Vorstellungen von Geschlecht in Frage. Seit seiner Weltpremiere im Panorama der Berlinale wurde „Kleines Mädchen“ mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Grand Prix des Filmfestivals Gent und dem „Filmpreis für Kinderrechte“ des Unabhängigen FilmFests Osnabrück. Ein kompliziertes Thema, dem man sich als neutral Zuschauender kaum nähern mag, geschweige denn eine Entscheidung treffen möchte oder kann. Ist es möglich, dass ein kleiner Junge schon entschieden hat in seinem späteren Leben ein Mädchen zu sein, im Alter von 5 bis 7 Jahren? Oder wird das von der Mutter aufoktroyiert?

Inhalt

Die 7-jährige Sasha wusste schon immer, dass sie ein Mädchen ist, auch wenn sie als Junge geboren wurde. Von ihren liebevollen Eltern erfährt sie vollste Unterstützung. Sie gehen mit ihrer Tochter Kleider kaufen und begleiten sie zu ihrer Therapeutin, die Gender Dysphoria bei Sasha diagnostiziert. Doch das kleine Mädchen erfährt nicht überall Verständnis: Ihre Lehrer beharren auf einem starren Junge-Mädchen-Denken und fordern entsprechende Anpassung, es gibt keine Präzedenzfälle, keine Blaupause für den Umgang. Für Sasha bedeutet das einen täglichen Kampf, von ihrem sozialen Umfeld als die gesehen und anerkannt zu werden, die sie wirklich ist. Wie ist Sasha so geworden, stimmt es überhaupt, was ihre Mutter sagt, hat sie das Verhalten ihres Kindes beeinflusst? Im Kindesalter könnte das Kind noch halbwegs normal durchkommen, als Teenager wird das sicherlich schwieriger. Das Kind sagt leider sehr wenig, weint nur gerne mit der Mutter mit, die die inszenierten Szenen vor der Kamera mitspielt.

Kritik

Um ehrlich zu sein, steht man dem Projekt, dem Film zunächst kritisch gegenüber. Ein so kleines Kind kann schon so gravierende Entscheidungen treffen, was das Geschlecht angeht und nicht nur eine gewisse Sozialisation? Mädchenkleidung tragen können auch Jungen – kein Problem bei so kleinen Kindern in unserer meist aufgeklärten Welt, so hoffe ich. Mindestens zu Beginn gewinnt man den Eindruck, seine Mutter würde das alles leiten und so wollen, dabei hat die insgesamt vier Kinder, die anderen wachsen so auf, wie es die meisten wohl tun. Schwierig sich ein endgültiges Urteil zu erlauben, dafür habe ich zu wenig Ahnung von Psychologie, Medizin und der Entwicklungsstufe von Kindern in dem Alter. Rein vom Aufbau der Doku ist das hier okay bis gut, ein wenig zu lang und emotional. Und natürlich sehr einseitig.

Im Bonusmaterial befinden sich der Trailer und Filmtipps.

Kleines Mädchen (O: Petite Fille): F 2020; Regie: Sébastien Lifshitz; Darsteller: Sasha und ihre Familie; FSK: ab 6 Jahren; Dauer: 85 Minuten; Sprachen: Deutsch Voice Over 5.1, Französisch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph widescreen); Vertrieb: ©2020 Salzgeber & Co. Medien GmbH. Veröffentlichung Verkauf: 18. Februar 2021.

Bewertung: 7,5/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4