Marc Engelhardt – Ich bin dann mal nackt

Sachbuch / Nudisten

Was bedeutet uns Nacktheit? In Deutschland, weltweit oder nur für uns, das Individuum? Hierzulande, gerade in Norddeutschland ist noch recht simpel, nackt draußen zu sein. Im Sommer am Kiesteich oder an Nord- und Ostsee liegen und sonnen, in die Sauna gehen, das machen tausende von Deutschen, sagen wir lieber Millionen. Marc Engelhardt hat ein Buch veröffentlicht, in dem er der Sache nachgeht und sie selbst ausprobiert: Wo kann man nackt sein, wie ist das so und was gibt es für gesellschaftliche Möglichkeiten oder Restriktionen? „Ich bin dann mal nackt“ lautet der Titel, in dem er im Adamskostüm die Welt bereist. Ob auf Kreuzfahrt, in Japan oder Marokko, Skandinavien oder in Deutschland. Es gibt sie, die Chance auf textilfreies Fortbewegen und den Genuss des freien Lebens. Cap d’Adge ist wohl der berühmteste Ort, die Küsten in der ehemaligen DDR also von Mecklenburg-Vorpommern, oder besondere Aktivitäten, die wir nackt machen können, wollen, dürfen?!

Inhalt

Ich bin dann mal nackt von Marc Engelhardt

Splitternackt ins Meer springen, nahtlos Sonne tanken und mit den Kleidern alle Zwänge des Alltags ablegen: Lange waren solche kleinen Freiheiten nicht mehr so wertvoll wie heute, und so beliebt. Nacktsein liegt im Trend. Das gilt für die Nude Cruise auf dem Kreuzfahrtschiff genauso wie für Nackt-Yoga-Sessions oder Wandern barfuß bis zum Hals in der Natur. Mit dem Abwerfen der Kleidung entkommen wir einer Welt, in der Körper zur Ware geworden sind. Und so beschließt der Journalist Marc Engelhardt, der neuen Faszination des Nacktseins nachzugehen. In bester Reportertradition begibt er sich auf eine Reise um die Welt – natürlich unbekleidet. So läuft er in Japan hüllenlos durch den Wintersturm, um mit hundert anderen das Glück zu suchen, geht bei 35° Grad im Schatten in der Stadt der Nackten am Cap d’Agde auf Schaufensterbummel und findet in Marokko heraus, warum Nacktheit in der arabischen Welt ebenso wichtig ist wie Verhüllung. Eine unterhaltsame und hochspannende Kulturgeschichte über die ganze Welt des Nacktseins.

Kritik

Zu Beginn scheint der Fokus zu sehr auf schon bekannten Aspekten zu liegen. Doch im Laufe der Erzählungen, der Erlebnisse und Geschichten kommen alle praktischen und wichtigen Fakten auf den Tisch. Denn schließlich wird das hier für den einen oder die andere auch eine Anregung sein, ein Tipp, wohin die kommende Urlaubsreise denn gehen könnte. Wichtig ist festzuhalten, dass Nacktheit nicht nur von alten dicken Männern betrieben wird, die junge hübsche nackte Frauen sehen wollen. Es ist eine Lebenseinstellung, eine Freiheit, ein neues Erlebnis, in unserer Welt, die auf besondere Erlebnisse abzielt. Nur gehen andere Nationen, andere Kulturen völlig anders mit diesem Thema um – Nacktheit scheint weltweit noch immer verpönt, gar strafrechtlich gefährlich zu sein; leider!

Marc Engelhardt, Jahrgang 1971, ist Autor und freier Auslandskorrespondent. Seit gut zwei Jahrzehnten berichtet er für den Deutschlandfunk sowie ARD Hörfunk und Fernsehen, zunächst aus Nairobi und inzwischen aus Genf. Er ist Mitglied des Korrespondentennetzwerks Weltreporter, war fünf Jahre lang dessen Vorsitzender und hat mehrere gemeinsame Bücher („Die Flüchtlingsrevolution“, „Die Klimakämpfer“) herausgegeben, die u.a. bei DVA und Pantheon erschienen sind. „Ich bin dann mal nackt – Eine Reise zu den unverhüllten Kulturen unserer Welt“ hat 285 Seiten und ist im Goldmann Verlag am 9. August 2021 erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4