Nina Sahm – Die Tage mit Bumerang

Lebensbejahendes Drama

Ein tragischer Unglücksfall verändert das Leben einer Familie, einer langjährigen Freundschaft, eines ganzen Dorfes, das ohnehin nur aus 87 Menschen bestand, im Süden Deutschlands. Wie werden Schmerz und Schuld verarbeitet? Nina Sahm hat mit „Die Tage mit Bumerang“ ein wunderbar melancholisches Meisterwerk geschrieben, dessen Kleinigkeiten, wie Sprache und Figuren zu Herzen rühren. Ein Mann, der schon als Schüler englische Begriffe ins Deutsche übersetzte. Eine Deutsche mit finnische Wurzeln und Affinität zu Sauna, Tieren und schrägen Häusern. Annu ist die Protagonistin, die alleine lebt und einen besten Freund hat. Nur geschieht irgendwann ein Unfall und der Sohn des Freundes landet, überfahren von ihrem Auto, im Krankenhaus. Die Verletzungen werden einfach nicht besser. Annu hat Schuldgefühle, wird vom Dorf ausgeschlossen und hat bald nur noch einen Notfallsanitäter und ein Schaf, mit denen sie sprechen kann, die ihr in ihrer Schuld helfen können, ihr Leben fortzusetzen.

Inhalt

Ein kleines Dorf, ein tragischer Unfall und ein Schaf namens Bumerang – eine hinreißende Geschichte über Zuversicht und das Leben. Nichts ist mehr wie vorher in dem kleinen Dorf. Seitdem Annu einen tragischen Unfall verursacht hat, schneiden sie die Nachbarn. Sogar ihr bester Freund Lars hat sich von ihr abgewandt. Dessen Sohn war leider das Opfer des Autounfalls, der niemals hätte passieren dürfen. Langsam, aber sicher verzweifelt Annu allein in ihrem windschiefen Haus. Sie führt Selbstgespräche, der Briefträger kommt nicht mehr, und im Laden kosten die Produkte das Vielfache des bisherigen Preises. Doch davon lässt sie sich nicht vertreiben. Bis eines Tages ein Schaf vor ihrer Tür steht, das sich nicht wegschicken lässt. Der störrische Gast heißt von nun an Bumerang – und holt Annu langsam ins Leben zurück. Die Zuversicht kommt im Schafspelz: ein hinreißender Roman, der einen direkt in den verwilderten Garten von Annu versetzt, mitten auf das alte Sofa, auf dem es sich auch schon Bumerang bequem gemacht hat. Und es kommen noch mehr Tiere und andere Gäste. Annu hat viele finnische Anekdoten und Redewendungen auf Lager und in Kalle, Lars und Thea mit Sohn Menschen, die sie sich anhören.

Kritik

Die Autorin lässt sich etwas sehr Originelles in der Schuldverarbeitung einfallen. Die Atmosphäre ist wunderbar melancholisch und gleichzeitig trotzt sie vor Situationskomik. Ein kurzweiliges und sehr guter Leseerlebnis. Annu liegt den LeserInnen am Herzen, ihre Schuld könnte vielen passieren, der Alkohol war nicht Schuld. Schafft sie es aus ihrem Tief herauszukommen? Durch Kalle den Sanitäter, durch Bumerang das Schaf oder den Hund, durch die Besucher? Das Leben ist weit mehr als Schmerz und Trauer. Melancholie ist ein Muss, aber Lebensfreude brauchen wir alle!

Nina Sahm, geboren 1980 in Heilbronn, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Anglistik in Leipzig und Budapest und arbeitet als Verlagsredakteurin. Ihr Debütroman „Das letzte Polaroid“ erschien 2014. Nina Sahm lebt mit Freund und Hund in München. „Die Tage mit Bumerang“ hat 240 Seiten und ist am 22. Juli im HanserBlau Verlag erschienen.

Bewertung: 8,4/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4