Roberto Saviano – Der Clan der Kinder

Thrillerdrama

Roberto Saviano ist ein Kenner der Mafia und ihrer Strukturen im Mezzogiorno. „Gomorrha“ hat in berühmt gemacht, das Buch, ebenso wie der Film und die Serie, an denen er mitgearbeitet hat. Mit seinem Roman „Der Clan der Kinder“, bereits das zweite Buch mit diesem Thema, entführt er die LeserInnen in eine neue Umgangssprache, Machenschaften, die im kühlen zivilisierten Norden unvorstellbar sind. Bereits Kinder beanspruchen ihr Revier, Macht, Einfluss und Geld. Sie drangsalieren die Bewohner und gehen bis zum Letzten, ohne mit der Wimper zu zucken. Man bekommt den Eindruck, dass sie gefühllos sind, nur auf ihr „Stück zu machen“ aus, bedacht. Herrschen und Beherrschen ist ihre Passion. In „West Side Story“ wurden wir mit zwei jugendlichen Gangs konfrontiert, die gegeneinander arbeiteten. Im vorliegenden Roman nimmt es die Kindergang mit allen (Erwachsenen) auf. Inzwischen ist das Buch verfilmt worden und in die Kinos gekommen.

Inhalt

Zehn Jungen rasen auf ihren Motorrollern durch die Stadt. Sie heißen Maraja, Dentino, Lollipop, Drone, sie tragen Markenschuhe und den Namen der Freundin auf die Schulter tätowiert – und sie wollen alles haben. In Neapel ist das nur eine Frage der richtigen Camorra-Bande. Der Weg vom Pusher zum Killer ist kurz. Auf den Dächern der Stadt üben die 15-jährigen mit Sturmgewehren, zielen auf Mülltonnen und Fensterscheiben. Bald gilt ein Menschenleben weniger als ein gebrochenes Wort. Sie fühlen sich unsterblich, bis der Glanz ihres rasanten Lebens sie schließlich selbst blendet. Roberto Savianos erster großer Roman erzählt von einer Jugend ohne Gott: schnell, brutal und ohne Pardon. Es ist eine schreckliche Entwicklung, bei der die gesellschaftlichen und politischen Lösungen bislang fehlen.

Kritik

Kein Deal wird ausgelassen; ob der Diebstahl von Waffen, Drogenhandel, Misshandlungen oder gar Tötungen. Erst als der Bruder des Leiters (Capo) sein Leben verliert, spürt man menschliche Gefühle, die dann ganz schnell zu kippen drohen und Rachegelüste herausfordern. Ein sehr kurzweiliger Roman, gleichzeitig beeindruckend wie bestürzend, dass so etwas in Europa, in der EU möglich sein kann. Die Mordrate in Italien ist nicht höher als in anderen vergleichbaren Staaten innerhalb der EU.

Roberto Saviano, 1979 in Neapel geboren, arbeitete nach dem Studium der Philosophie als Journalist. Gomorrha kam rasch nach Erscheinen auf die italienische Bestsellerliste und machte ihn schlagartig berühmt. Nach wiederholten Morddrohungen von Seiten der Camorra steht Saviano permanent unter Personenschutz und lebt seit vielen Jahren im Untergrund. Bei Hanser erschienen Gomorrha (Reise in das Reich der Camorra, 2007), Das Gegenteil von Tod (2009), Der Kampf geht weiter (Widerstand gegen Mafia und Korruption, 2012), ZeroZeroZero (Wie Kokain die Welt beherrscht, 2014), Super Santos (Hanser Box, 2014) und Der Clan der Kinder (Roman, 2018). 2009 erhielt Saviano den Geschwister-Scholl-Preis, 2012 den Olof-Palme-Preis für seinen publizistischen Einsatz gegen organisiertes Verbrechen und Korruption und 2016 den M100 Media Award. Der Roman „Der Clan der Kinder“ („La Paranza dei Bambini“) ist von Annette Kopetzki aus dem Italienischen übersetzt worden, hat 416 Seiten und ist am 19. Juli im DTV als Taschenbuch erschienen.

Bewertung: 8,1/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4