Stephan R. Meier – 44 Tage

Polit-Thriller / RAF – Schleyer-Entführung

Wie war das damals, als die RAF (Rote Armee Fraktion) Hanns Martin Schleyer verschleppte, als die Landshut entführt wurde? In dem teils fiktiven Roman „44 Tage“ erklärt der Sohn des damaligen Leiters des Bundesverfassungsschutzes Richard Meier, was alles um diese beiden für den deutschen Staat prägenden Ereignisse passierte. Er beschreibt die Zustände in der Regierung und, erläutert wie die Stimmung im Volk und bei der Presse gewesen ist, was die Polizisten im Lande in den Ausnahmewochen machen mussten. Roland Manthey ist der Name des Verfassungsschutz-Chefs. Er koordiniert in einem kleinen Kreis das Vorgehen des Staats unter Kanzler Helmut Schmidt. Gemeinsam treffen sie Entscheidungen, ändern Gesetze, haben aber keine Ermittlungserfolge im Entführungsfall, 44 Tage lang. Eine Zeit in der die junge deutsche Demokratie ihre „Unschuld verloren“ hat.

Inhalt

5. September 1977: Der Terror in Deutschland nimmt immer brutalere Ausmaße an. Auf offener Straße wird der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführt. Roland Manthey, Chef des Verfassungsschutzes und mächtigster Staatsmann im Krisenfall, weiß auch ohne das Bekennerschreiben, wer dafür verantwortlich ist. Die RAF fordert die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder in Stammheim im Austausch gegen die Geisel. Eilig beruft Manthey einen Krisenstab ein, der vor der größten Bedrohung in der Geschichte der Bundesrepublik steht. Kanzler Helmut Schmidt und seine Minister, die wichtigsten Fachberater, die Polizei-Chefs, die brauchen dringend eine Lösung, wollen Schleyer befreien. Während das verängstigte Volk den Atem anhält, sucht Manthey fieberhaft nach der Geisel. Doch als die Ereignisse eskalieren, steht er vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Was muss alles getan werden, was darf der Staat, um das Leben von Einzelpersonen zu schützen? Während ein kleiner Polizist eine Wohnung entdeckt, in der Schleyer sein könnte, machen sich Terroristen auf den Weg in den Jemen, agiert die RAF im Verborgenen und veröffentlicht Fotos des Entführungsopfers. Die Politik steht unter Druck, sucht Hilfe im Ausland und entscheidet sich den Druck zu erhöhen. Bis die Landshut entführt wird und damit zum Game Changer mutiert.

Kritik

Es ist Vorwissen vonnöten, selbst wenn am Ende eine Chronologie der Ereignisse erscheint. Die Geschichte hat kleine Lücken, was Schade ist. Während der Roman noch fesselnd wirkt und apolitisch agiert, wird es im Nachwort zur Abrechnung mit der RAF, fast schon hämisch und gehässig (S. 440 – 442). Wenn andere Staaten in Verdacht geraten, sollte immer gedacht werden, was die USA alles für Gräueltaten begangen hat, um die Welt vor dem Kommunismus zu „bewahren“. Von einem „Betroffenen“, wie er sich selbst nennt, ist vermutlich aber nichts anderes zu erwarten und die Reaktion normal – nur warum begibt man sich dann selbst wieder mit dem Thema in die Öffentlichkeit – nur um den Vater zu ehren?

Stephan R. Meier, geboren 1958, hat in der Schweiz studiert und in China, Frankreich, Italien, Spanien, Thailand und den USA als Hotelier gearbeitet. Neben dem Thriller »Now« veröffentlichte er zwei biografische Sachbücher, darunter eines über seinen Vater Richard Meier, der in den Siebzigerjahren Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz war. In »44 Tage« verarbeitet er sein exklusives Insiderwissen über den Höhepunkt der RAF-Zeit zu einem großen Politthriller. „44 Tage“ hat 464 Seiten und ist im Penguin Verlag am 8. März erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 3/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4