Warten auf’n Bus – Staffel 1

Dramedy-Serie

In der TV-Serie „Warten auf’n Bus“ sind zwei sympathische Verlierertypen nach der Hälfte ihres Lebens an der Endhaltestelle, gelegen in der tiefsten brandenburgischen Provinz angekommen. Seit dem 22. April wird „Warten auf’n Bus“ immer mittwochs um 22.00 Uhr im rbb Fernsehen ausgestrahlt. Jetzt erscheint der Hartz-IV-Philosophie-Gedankenaustausch als Heimvideo. Befindet sich unser Leben in einer U-Form, mit wenig Höhepunkten und viel Leerlauf? Vor allem in den ersten beiden Episoden kommen nur die Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld („Babylon Berlin“, „4 Blocks“) und Felix Kramer („Dark“, „Dogs of Berlin“) zu Wort, während Jördis Triebel („Westen“, „Emmas Glück“) das Ende einer jeden Episode einläutet, wenn der Bus denn kommt. Zum Glück gibt es Untertitel, um die Unterhaltung der beiden Männer mitverfolgen zu können.

Inhalt

Gut möglich, dass sich Hannes (Ronald Zehrfeld) und sein Freund Ralf – Ralle – (Felix Kramer), beide heftig gelebte End-Vierziger, nur an der Endhaltestelle treffen, um ganz für sich zu sein und zu sprechen. Die Landschaft vor und hinter ihnen ist offen und bietet nirgendwo Schutz – und genau so reden sie auch miteinander. Vielleicht treibt sie aber auch die Erinnerung her. Immerhin war die Haltestelle „dit Tor zur Welt, die verdammte Schnittstelle zwischen Pampa und intelljentet Leben“, als die beiden Freunde noch zur Arbeit, in die Stadt oder sogar in den Urlaub fuhren. Inzwischen sind sie frühinvalide und langzeitarbeitslos, der eine war mal Ingenieur. Manchmal hocken sie auch an der Haltestelle, weil sie auf jemanden warten. Zumindest der Hund von Ralle ist immer mit dabei. Philosophische Unterhaltung, Notfallkoffer, mögliche Romanzen, gelebtes Leben und Zukunftsangst sowie Todeswünsche. Kaum ein Thema wird ausgelassen, wenn diese beiden Männer zu lange an der Haltestelle sitzen, wobei sie das zum Glück nicht immer machen. Das Setting wird mal gewechselt.

Kritik

Inhaltlich häufig wirklich stark, wobei sich die ZuschauerInnen auch fast komplett auf das gesprochene Wort konzentrieren müssen. Der Dialekt gibt einem zuweilen Rätsel auf, die durch die Untertitel aufgelöst werden. Ein völlig neues Konzept, mit Corona Minimalismus, wenn man so möchte, was wunderbar funktioniert. Es wäre fantastisch, wenn die Serie „Drinnen“ mit Lavinia Wilson als Heimvideo veröffentlicht werden könnte. „Blaumacher“ war damals ebenfalls sehr stark. Eine anspruchsvolle und allein deshalb schon sehenswerte Serie.

Im Bonusmaterial befinden sich die Hörfilmfassung, ein 12-seitiges Booklet sowie Filmtipps.

Warten auf’n Bus – Staffel 1: D 2020; Regie: Dirk Kummer; Darsteller: Ronald Zehrfeld, Felix Kramer, Jördis Triebel, Katharina Marie Schubert; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 240 Minuten, 8 x 30 Min.; Sprachen: Deutsch 2.0; Untertitel: ; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph); Vertrieb: ©rbb / Eye See Movies / AV Visionen. Veröffentlichung Verkauf: 04. Juni 2020.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 1/4 – Humor: 3/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4