Biopic / Künstlerinnendrama
Begabtes Kind, verlassene Tochter, entschlossene Frau, einsame Künstlerin, Erforscherin innerer Welten, gefeierte Malerin. Der Film „Mit einem Tiger schlafen“ von Anja Salomonowitz ist ein poetisches Portrait der österreichischen Malerin Maria Lassnig, gespielt von Birgit Minichmayr („Der Untergang“, „Die neue Zeit“). Ein Film über ihre Suche nach ihrem ganz persönlichen, künstlerischen Ausdruck, ihren Kampf in der männlichen Kunstwelt, ihr körperliches Ringen um ihre Malerei, in der sie ihren inneren Schmerz auf die Leinwand bringt. Und dann auch ein Film über ihren großen künstlerischen Erfolg. Dabei ist sie immer im Kampf mit sich selbst und dem Bild, das sie von ihrer Mutter hat. Der Obsession, der Unterdrückung, der Liebe im Ungewissen. Abstrakte Kunst, die selten schön ist, aber dennoch ihren Erfolg feierte.
Inhalt
„Mit einem Tiger schlafen“ ist ein Lassnig-Biopic mit eigener Form. Die Malerin wird in jedem Alter – egal ob 6, 19, 64 oder 94 Jahre alt – von der Schauspielerin Birgit Minichmayr verkörpert. Sie bewegt sich als ewig gleiche Figur durch die Zeiten. Als Maria Lassnig, die verlassene Tochter, wenn sie in einem bunt karierten Pullover vor dem Grab ihrer Mutter sitzt und in einer Notiz im Zeichenblock vermerkt: „Sie war nie da. Sie hat dich bei der Großmutter untergebracht und ist weg gewesen.“ Als Maria, die unverstandene Künstlerin, wenn bei einer Ausstellung ihr Bild verhüllt wird und sie es nur leise mit leichtem Seufzer kommentiert. Maria, die stille Denkerin, an deren Ideen sich auch ihr 10 Jahre jüngerer Geliebter Arnulf Rainer (Oskar Haag) bereichert. Maria Lassnig, die selbstbewusste Malerin, wenn sie in einer Galerie die Hängung ihrer Bilder später laut kritisiert. Birgit Minichmayr ist immer Maria Lassnig; eine künstlerische Übersetzung für den seelischen Zustand der Malerin. Man sagt nämlich über Maria Lassnig, dass sie alterslos war: weise als junges Mädchen und jung geblieben als alte Frau. Es übersetzt auch ihre körperliche Malerei, ihr „von innen heraus die Welt sehen und fühlen“, in eine filmische Sprache. Anja Salomonowitz zeichnet einfühlsam und kreativ ein filmisches, inneres Porträt dieser Ausnahmekünstlerin.
Damit ist dieser Film eigentlich kein Biopic mehr. Er ist eine malerische Beschreibung, wie Erinnerungen und Gefühle in keiner Zeit verankert sind und jederzeit Bilder hervorrufen können.
Kritik
Die Künstlerin ist 1919 geboren, ist in Kärnten aufgewachsen. Hat in Wien gelebt, ebenso in Paris und New York. Die Art wie sie ihren Körper gesehen hat, der Vorlage für so viele Werke ist, ist einzigartig. Bindungsängste, Beziehungsschwierigkeiten und wie KünstlerInnen zu sein haben, ist der Umgang mit ihr extrem gewesen. Sie hat viel Anerkennung bekommen, aber vor sich selbst war es eher kompliziert…
Im Bonusmaterial gibt es die Audiodeskription sowie den Trailer und Filmtipps.
Mit einem Tiger schlafen: Ö 2023; Regie: Anja Salomonowitz; Darsteller: Birgit Minichmayr, Johanna Orsini, Oskar Haag, Lukas Watzl; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 102 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Arsenal Filmverleih / Good Movies. Veröffentlichung Verkauf: 04. Oktober 2024.
Bewertung: 7,5/10 Punkten
Spannung: 2/4 – Action: 1/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4