Im Kino: Quo Vadis, Aida?

Kriegsdrama

„Quo Vadis, Aida?“ erzählt von nur wenigen dramatischen Tagen im Leben einer Frau, deren Schicksal für das einer ganzen Generation von Frauen steht, die den Krieg in Bosnien überlebt haben. Mehr als 8300 – fast ausschließlich männliche – Zivilisten wurden bei dem als Genozid eingestuften Massaker von Srebrenica von der bosnisch-serbischen Armee ermordet und in Massengräbern verscharrt. Es gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Neben den grausamen Taten der Armee von Ratko Mladić wurde im Zusammenhang mit dem Massaker auch die Rolle der Vereinten Nationen scharf kritisiert. Zum 25. Mal jährte sich das Massaker von Srebrenica im Juli 2020 und bis heute erscheint es unbegreiflich, dass es vor den Augen der Staatengemeinschaft, mitten in Europa, zu einer solchen Katastrophe kommen konnte. Der Film zeigt die Naivität und Hilflosigkeit der UN, die Angst der Menschen und das unfassbare Grauen der Täter – die Banalität des Bösen…

Kinostart: Donnerstag, 5. August, Thega-Palast Hildesheim

Inhalt

Bosnien, Juli 1995. Aida (Jasna Ðuriči) ist Übersetzerin für die UN (Vereinten Nationen) in der Kleinstadt Srebrenica im bosnischen Teil Jugoslawiens. Als die serbische Armee die Stadt einnimmt, gehört ihre Familie zu den Tausenden von Menschen, die im UN-Lager Schutz suchen. Als Dolmetscherin in den Verhandlungen hat Aida Zugang zu entscheidenden Informationen. Sie versucht dabei, Lügen und Wahrheiten auseinanderzuhalten, um herauszufinden, wie sie ihre Familie und ihre MitbürgerInnen retten könnte. General Mladic verhandelt mit dem niederländischen UN-Kommandeur, der vergeblich auf Hilfe von höherer Stelle hofft, auf eine Aussage seiner Vorgesetzten. Die zum Teil muslimischen Flüchtlinge warten draußen vor den Toren des UN-Stützpunktes, ein paar Tausend sein drin. Doch für die gibt es zu wenig Nahrung, kaum Medizin oder eine Aufenthaltsmöglichkeit. Deshalb sollen sie in Sicherheit gebracht werden, als Ergebnis von Verhandlungen. Bei der Aufteilung auf die Busse, werden Frauen und Männer getrennt. Aida will ihre Familie retten, doch nur sie steht zunächst auf der Liste der sicheren Personen. Was an diesem Tag passiert, hat noch Jahre später die Weltöffentlichkeit erschüttert, das Leben vor Ort auch heute 26 Jahre später nachhaltig verändert.

Kritik

Die europäische Gemeinschaftsproduktion ist kein Kriegsdrama im herkömmlichen Sinne. Es werden keine Schlachten gezeigt, man hört die Gewehrschüsse lediglich. Und dennoch schwingt immer das unfassbare Drama mit, das in Srebenica 1995 abspielte. Eine Frau versucht die Situation zu erfassen, ihre Familie zu retten, die UN-Soldaten zur Umkehr zu bewegen. Doch es hat nicht gefruchtet. Die heftigste Szene findet gegen Ende statt, während draußen Kinder Fußball spielen… Anschließend wird den ZuschauerInnen präsentiert, dass das Leben dennoch weitergeht, weitergehen muss.

Die Verfilmung der Zeitgeschichte „Quo Vadis. Aida?“ von Regisseurin Jasmila Žbanić dauert 105 Minuten, ist ab 12 Jahren freigegeben und wird vom Farbfilm Verleih veröffentlicht. Ihr müsst die historischen Hintergründe wissen, damit der Film, der leise seine Geschichte erzählt, richtig wirken kann. Es wirkt manchmal so harmlos, die unschuldigen und jungen Soldaten wissen nicht, was sie tun sollen, die Bevölkerung hat Angst und ihre schlimmsten Befürchtungen werden sich mehr als bewahrheiten.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4