Wagenknecht

Dokumentation / Polit-Biopic

„Wagenknecht“ ist ein vielschichtiger Film über politische Machtmechanismen, den engagierten Kampf für die eigenen Überzeugungen, über ein Leben mit und in der Politik – und den gesundheitlichen Preis, den es dafür allzu oft zu zahlen gilt. Ende Februar 2020 wurde der Film auf der Berlinale uraufgeführt. Für die Politikinteressierten zeigt das Werk die Politikerin Sahra Wagenknecht, die für ihre Überzeugungen eintritt und die Deutschland besser machen möchte. In den Bildern ist der Wahlkampf 2017, der Wahlausgang und die Zeit bis 2019 zu sehen, die Gründung von „Aufstehen“. Wer kennt es heute noch oder hat in den vergangenen Monaten davon gehört? Wobei gegen Corona hat ja kaum ein anderes Thema eine Chance. Aber das Projekt gilt als gescheitert. Politik ist ein einfaches Feld, viele Animositäten, viel Machtkampf und diese Doku zeigt, wie sich Sahra Wagenknecht in diesem Gefilde etabliert hat.

Inhalt

Der Terminkalender von Sahra Wagenknecht platzt aus allen Nähten. Zum Arbeitsalltag der populären Linken-Politikerin gehören Interviews und Krisengespräche, Pressekonferenzen und Fotoshootings. Ein Leben mit Beifall und Bewunderung, aber auch extremem Druck und Zweifeln – ja sogar Intrigen und offenen Anfeindungen. Wagenknechts stärkster Antrieb ist der Kampf gegen das Erstarken der Neuen Rechten in Parlament und Gesellschaft. Die auch ihre Zeit in dieser Doku erhalten. Regisseurin Sandra Kaudelka hat die Politikerin über zwei Jahre mit der Kamera begleitet und zeigt sie bei öffentlichen Auftritten, bei Besprechungen mit den engsten Mitarbeitern und in privaten Momenten. Eine dichte Beobachtung in einer nervenaufreibenden Zeit: Im Frühjahr 2017, ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl, besteht noch die Möglichkeit, dass die Linke erstmals Teil der Bundesregierung werden könnte; Anfang 2019 kündigt Wagenknecht ihren Rückzug aus der Spitzenpolitik als Folge von Erschöpfung an. Seitdem sehen wir die Politikerin deutlich seltener, in den vergangenen 1-2 Jahren im Fernsehen oder in Interviews.

Kritik

Wie tickt diese Frau. Darüber gibt das eine Bonus-Interview mehr Aufschluss als der Film. Der zeigt das Politgeschäft, die Mitarbeitenden, wie Politik in den Parteien und im Bundestag funktioniert, das anstrengende mediale Leben der PolitikerInnen. Das ist gut gemacht, sehr viel Neues erfahren wir allerdings kaum. Die Aufstehen-Bewegung war eine gute Initiative, doch darüber wird zu wenig inhaltlich aufgeklärt. Persönliche Geschichte fehlen ohnehin in der Doku – sie ist intensiv, oft aber zu abstrakt.

Im Bonusmaterial befinden sich die Audiodeskription, zwei Interviews mit der Protagonistin, ein Booklet sowie der Trailer und Filmtipps.

Wagenknecht: D 2020; Regie: Sandra Kaudelka; Darsteller: Sahra Wagenknecht, deutsche PolitikerInnen; FSK: ab 0 Jahren; Dauer: 100 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1; Untertitel: Deutsch, Englisch; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph widescreen); Vertrieb: ©2020 Salzgeber & Co. Medien GmbH. Veröffentlichung Verkauf: 2. Oktober 2020.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: -/4 – Anspruch: 3/4