Dokumentation
Der Oscar-prämierten Filmemacherin Laura Poitras („Citizenfour“) gelang ein eindrucksvolles Porträt der Künstlerin Nan Goldin. In ihrem Film, der in Venedig den Goldenen Löwen gewann, verwebt sie gekonnt das Persönliche und Politische bzw. Gesellschaftliche und macht daraus ein filmisches Meisterwerk. Eine brillante Collage aus Diashows, intimen Interviews und beeindruckender Fotokunst dokumentiert Goldins Leben und ihren Feldzug gegen die Familie Sackler. Das Ergebnis ist zugleich bewegende Familiengeschichte, inspirierende Künstler-Biographie und faszinierendes Porträt einer mutigen Aktivistin. Anders formuliert: In dieser Doku geht es die Opioide der Firma Purdue Pharma, die Menschen abhängig gemacht haben. Medikamentenmissbrauch und –abhängigkeit sind ein große Probleme. Auch Aids wird zum Thema. Daneben geht es um die persönliche Geschichte der Protagonisten, die in Kunst, Erotik und alternativen Lebenswelten groß geworden sind.
Inhalt
Mit ihren schonungslos direkten Bildern von Sex, Drogen und Gewalt avancierte die New Yorker Fotografin Nan Goldin zu einem Star in der Kunstwelt. Einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben erfährt sie 2014, als ihr der Arzt nach einer OP das Schmerzmittel Oxycontin verschreibt – drei Jahre ist Goldin abhängig vom Opioid. Von der Sucht genesen, nimmt sie den Kampf gegen die Pharmadynastie Sackler auf, die das Oxycontin vertreibt. Die Milliardärsfamilie gehört zu den weltweit größten Kunstmäzenen. Als Aktivistin bewirkt Nan Goldin, dass große Museen wie der Louvre keine Spenden mehr von den Sacklers annehmen. Juristisch gegen den Pharmariesen vorzugehen ist erst schwierig, dann unmöglich. Aber mit der moralischen Ebene können sie punkten. Sie wollen die Schuld beweisen und den guten Ruf der Familie Sackler beschmutzen, die weltweit als Kunstmäzene auftreten und mit großen Summen fördern – nur um sich reinzuwaschen? Daneben wird das Leben von Nan Goldin und ihren WegbegleiterInnen gezeigt. Ein Portrait über mehrere Jahrzehnte in Bildern verewigt.
Kritik
Faszinierend, aber man sollte zumindest über den Medikamententeil nachdenken. Das ist nicht so einfach, wie es dargestellt wird. Die Familie Sackler hab ich nicht weiter recherchiert, aber sind Pharmaunternehmen für den Missbrauch ihrer Medikamente hauptverantwortlich? Juristisch war nichts rauszuholen, wie in der Doku erklärt wird, aber was wurde damit gewonnen, was die einst kleine Gruppe Pain(killer) tatsächlich erreicht hat? Zumal, wenn interessiert das sicherlich spannende Leben der Protagonistin, im Vergleich zum eigentlichen Thema – beides miteinander zu verweben kann man machen, ist gut, aber ebenfalls vermutlich nicht überall positiv aufgenommen.
Im Bonusmaterial gibt es Live Q&A zum Kinostart in Deutschland mit Nan Goldin und Laura Poitras sowie den Trailer und Filmtipps.
All the Beauty and the Bloodshed: USA 2022; Regie: Laura Poitras; Darsteller: Nan Goldin, Megan Kapler, David Velasco, Patrick Radden Keefe, Cookie Mueller, Marina Berio; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 117 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1 Voice over, Englisch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Plaion Pictures. Veröffentlichung Verkauf: 31. August 2023.
Bewertung: 7,8/10 Punkten
Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4