Die rote Kapelle

Polit-Geschichte Dokumentarfilm

Die „Rote Kapelle“ war eines der wichtigsten Widerstandnetze in Nazideutschland. Dass ihr Andenken nach dem Krieg verfälscht wurde, liegt nicht zuletzt an der medialen Aufarbeitung ihrer Aktivitäten. Anfang der 1970er Jahre wurden sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR gleichzeitig zwei große Filmprojekte auf den Weg gebracht: zum einen der aufwendige deutsch-französische Fernseh-Mehrteiler „Die rote Kapelle / L’Orchestre Rouge“, zum anderen der 70mm-DEFA-Spielfilm „KLK ruft PTX – Die rote Kapelle“, eine der größten Kinoproduktionen der DDR überhaupt. Beide Filme erzählen jeweils nur die halbe Wahrheit. Denn ehemalige Gestapo-Leute auf der einen und die Stasi auf der anderen Seite haben die Darstellung entscheidend beeinflusst: hier eine fiebrige Agentenstory mit roten Spionen und Hochverrat, da ein heroisches Widerstandsdrama. Um den tatsächlichen Aktivitäten der „Roten Kapelle“ auf den Grund zu gehen und gleichzeitig die historische Verzerrung ihres Andenkens in Ost- und Westdeutschland zu hinterfragen, werden in diesem Dokumentarfilm Ausschnitte aus beiden Filmen gewissermaßen „wiedervereinigt“. Ergänzend hierzu kommen ausgewählte heutige Protagonist:innen zu Wort, darunter Kinder und Enkel der beteiligten Personen, sowohl der Berliner wie auch der Pariser bzw. Brüsseler Gruppe. Wir besuchen mit ihnen die Schauplätze des Geschehens. Diese Begegnungen sind in den Fluss der dramatischen Handlung eingefügt. Interessanterweise wurden auch einige Spielfilm-Szenen an diesen realen Orten gedreht.

Inhalt

Die „Rote Kapelle“ bezeichnet ein wichtiges Widerstandsnetz in Nazideutschland und gleichzeitig einen sowjetischen Spionagering in Paris/Brüssel. Im Gegensatz zur Weißen Rose und zum Stauffenberg-Kreis sind die Widerstandskämpfer:innen der „Roten Kapelle“ lange Zeit als „Vaterlandsverräter“ denunziert worden. Während in der BRD ehemalige Gestapo-Leute die „Rote Kapelle“ als kommunistisches Spionagenetzwerk diskreditierten, vereinnahmte in der DDR, die Staatssicherheit das angeblich kommunistische Netzwerk für ihre Zwecke. So wurde das Andenken der „Roten Kapelle“ historisch verfälscht.

Erst heute, auf Basis aktueller historischer Recherchen, kann die dramatische Geschichte mithilfe von Spielfilmausschnitten und Aussagen von Nachfahren und Historiker:innen umfassend erzählt werden. Die Geschichte der Widerstandskämpfer:innen der „Roten Kapelle“ ist damit aktueller denn je.

Kritik

Sehenswert, aber zu abstrakt. Für diese Dokumentation sollte man sich zuvor mit der Thematik befassen. Vielleicht sogar die beiden Filme bzw. Serien sich anschauen. Ein großes Projekt und eine Dokumentation, die mit zwei Stunden eindeutig zu lang geraten ist.

Im Bonusmaterial gibt es entfernte Szenen, die Audiodeskription sowie den Trailer und Filmtipps.  

Die rote Kapelle: D / Isr / Bel 2020; Regie: Carl-Ludwig Rettinger; Darsteller: Lital Levin, Rebecca Donner, Roberta Böcker, Yehudit Kafri; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 120 Minuten; Sprachen: Deutsch / Englisch / Französisch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph); Vertrieb: ©Farbfilm Verleih / Lighthouse Home Entertainment. Veröffentlichung Verkauf: 25. März 2022.

Bewertung: 7,6/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: -/4  – Anspruch: 3/4