Gelobt sei Gott

Drama

Die tatsachengetreuen Ereignisse um den Missbrauchsskandal in Lyon hat François Ozon in einem fiktionalen Film verarbeitet. Atemlose Bilder, immer im Wettlauf mit den aktuellen Entwicklungen, verleihen „Gelobt sei Gott“ eine emotionale Wucht, der man sich kaum entziehen kann. Stilsicher und mitreißend erzählt und ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury auf der Berlinale 2019, ist „Gelobt sei Gott“ nicht nur eine erschütternde Bestandsaufnahme der Versäumnisse in der Katholischen Kirche, sondern auch ein Plädoyer für Mut und Zusammenhalt. Erfreulicherweise zeigt der Film nicht nur am Boden zerstörte Menschen, die die Wut oder der Hass treibt, endlich Rache nehmen zu können. Vergewaltigungen verjähren inzwischen erst 30 Jahre nach Beginn der Volljährigkeit, für die Pfadfinder und Ministranten eine Verbesserung, sich zu überwinden und ihr Schicksal öffentlich zu machen.

Inhalt

Alexandre (Melvil Poupaud) lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er per Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit missbraucht wurde, immer noch mit Kindern arbeitet. Er beschließt zu handeln und bekommt bald Unterstützung von zwei weiteren Opfern, François (Denis Ménochet) und Emmanuel (Swann Arlaud). Gegenseitig geben sie sich Kraft und kämpfen gemeinsam dafür, das Schweigen, das über ihrem Martyrium liegt, zu brechen. Ihr Widerstand formiert sich und wird zu einer Lawine, die am Ende nicht mehr aufzuhalten ist. Die Kirche ist zunächst gesprächsbereit, entschuldigt sich, aber da die Taten verjährt sind, ist nicht damit zu rechnen, dass es weitere Konsequenzen gibt. Damit können sich die Männer nicht abfinden und ziehen vor Gericht. Strafe muss sein, Gerechtigkeit auch, wenn die Kirche nicht selbst dafür sorgen kann. Opfer und Täter sind in besonderer Weise dargestellt, was allein den Film schon sehenswert macht.

Kritik

Ein wahnsinnig langer Film, der aber kaum Längen hat. Zu gut ist der Film gemacht, der eben keine reine Schwarz-Weiss-Zeichnung anstellt und anklagt. Aber auch keine gebrochenen Männer, oder kaum, die noch heute unter den Taten leiden und kein „normales“ Leben führen können. Getriebene sind sie noch heute – aber mit einem Leben.

Die Extras bestehen aus Interviews mit dem Regisseur und Hauptdarsteller, entfernten Szenen, Licht- und Kostümproben, Musikaufnahmen sowie dem Trailer und Filmtipps.

Gelobt sei Gott (O: Grâce à Dieu): F 2019; Regie: François Ozon; Darsteller: Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann Arlaud, Éric Caravaca, François Marthouret; FSK: ab 6 Jahren; Dauer: 132 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, Französisch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Pandora Film / Alive. Veröffentlichung Verkauf: 27. März 2020.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4