Heinrich Vogeler

Biopic / Historiendrama

Heinrich Vogeler war kurz nach der Jahrhundertwende einer der erfolgreichsten und bekanntesten Künstler seiner Zeit und arbeitete als Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge und Schriftsteller. Die preisgekrönte Regisseurin Marie Noëlle („Marie Curie“, „Die Frau des Anarchisten“) stellt in ihrem Film die außergewöhnliche Biografie von Heinrich Vogeler in den Mittelpunkt und macht Schlüsselszenen seines Lebens durch Spielszenen erlebbar. In ihnen glänzen Florian Lukas als Heinrich Vogeler, Anna-Maria Mühe als Magda Vogeler und Naomi Achternbusch in der Rolle von Paula Modersohn-Becker. Zudem sind weitere Rollen mit Uwe Preuss, Johann von Bülow, Alice Dwyer und Samuel Finzi prominent besetzt. Auf der dokumentarischen Ebene kommen neben Vogelers direkten Nachfahren viele zeitgenössische deutsche und französische KünstlerInnen wie Norbert Bisky oder Sophie Sainrapt sowie HistorikerInnen, LiteratInnen und KennerInnen der europäischen und internationalen Kunstszene zu Wort. Im Dialog mit ihnen wird Vogelers Werk und Leben reflektiert und ein Bogen von der Kunstszene von vor hundert Jahren zu der der Gegenwart geschlagen. Wann wird Kunst politisch?

Inhalt

Seine Kunst machte ihn in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zum Liebling des Bürgertums, seine Kriegserfahrung später zum Dissidenten, seine politische Haltung schließlich zum Exil-Künstler – Heinrich Vogelers Lebensgeschichte ist eine radikale Sinnsuche in Zeiten großer Umbrüche. Sie wirft universelle Fragen zu Verständnis und Verantwortung von Kunst auf, die in Interviews mit zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffenden diskutiert werden und eine Brücke zum 21. Jahrhundert und dem Kunstbegriff der Gegenwart schlagen. Dabei verschmelzen die Zeitebenen sowie fiktionale und dokumentarische Aufnahmen mit Interviews, Archivbildern und Vogelers Malerei im Film zu einem organischen Gesamtwerk. Im Film werden viele Künstler zu Wort kommen, ihre Kunst gezeigt, während der Fokus relativ wenig auf Vogeler liegt. Vielmehr ist es ein allgemeiner Hinweis auf die Kunst in Worpswede zu der Zeit und eine Hommage an diese Zeit und die KünstlerInnen. Vogeler wird im Ersten Weltkrieg falsche Entscheidungen treffen, die er später revidieren möchte – geht das? Philosophie vom Krankenbett aus, wichtige Erkenntnisse, wenn es denn sein muss und das Weltbild korrigiert werden soll.

Kritik

Im Jubiläumsjahr 2022 zum 150. Geburtstag des Künstlers bietet sowohl der Kinofilm als auch die Ausstellung »Heinrich Vogeler. Der Neue Mensch« in den Worpsweder Museen die einzigartige Möglichkeit, seinem Werk zu begegnen. Nun noch zum Abschluss des Jahres die DVD-Veröffentlichung. Visuell ist der Film ein Erlebnis, die Dokumentarszenen sind deutlich häufiger als die Spielfilmsequenzen. Ein beeindruckendes Werk, das aber an Kinoperspektive und Tiefe nur temporär überzeugen kann.

Eine spannende Reise durch das Leben des Heinrich Vogeler und dessen Epoche. Der Inhalt scheint ernster zu werden mit der Zeit. Die Leichtigkeit entfällt, die Kunst ist wichtig, doch die Politik übernimmt. Worpswede ist ein Ort, dem viel mehr Öffentlichkeit gebühren würde. Deutschland, seine Künstler – Heinrich Vogeler ist definitiv einer der wichtigeren, dem hier ein filmisches Denkmal gesetzt worden ist.

Die Extras enthalten den Trailer und Filmtipps.

Heinrich Vogeler: Aus dem Leben eines Träumers: D 2021; Regie: Marie Noëlle; Darsteller: Florian Lukas, Anna Maria Mühe, Uwe Preuss; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 90 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Farbfilm Verleih / Lighthouse Home Entertainment. Veröffentlichung Verkauf: 25. November 2022.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4