Niemand ist bei den Kälbern

Drama

Regisseurin Sabrina Sarabi erzählt von der Idylle, der Weite, der Enge der Provinz und vom Aufwachsen in Einsamkeit. Nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Alina Herbing. „Niemand ist bei den Kälbern“, was für ein Titel, auf den man erst einmal kommen muss. Ausgezeichnet worden ist der Film mit dem Prädikat besonders wertvoll: Junges Deutsches Kino mit Kraft und sinnlicher Intensität. Ein erschreckendes Beispiel dafür, was falsch läuft in der Provinz, vor allem der ostdeutschen. Die Monotonie, die Sehnsucht etwas zu erleben, sei es Sex, Alkohol oder Schlimmeres. Was erfüllt unsere Leben, gerade wenn wir erwachsen werden? Das muss jede/r für sich selbst entscheiden, aber die Gefahr zu eskalieren, wird immer größer, da kleinere Sünden gesellschaftlich eher verpönt sind. Der Mensch braucht seine Freiheiten, muss einfach ausbrechen aus dem gesellschaftlichen Korsett, vor allem, wenn das so wenig viel versprechend für die Zukunft sein könnte.

Inhalt

Hochsommer in der Mecklenburgischen Provinz. Fünf Häuser, eine Bushaltestelle, Kühe und ringsum nichts als Felder. Christin (Saskia Rosendahl) lebt auf dem Bauernhof ihres langjährigen Freundes Jan (Rick Okon). Die Aufbruchsstimmung der Nachwendejahre, die ihre Kindheit prägten, ist längst dahin und auch in ihrer Beziehung gibt es schon lange keine Liebe mehr. Körperliche Nähe sucht höchstens er, aber eigentlich läuft da gar nix. Ihr Vater säuft. Den Kirsch hat auch Christin immer griffbereit unterm Autositz. Unter der flirrenden Hitze des Sommers scheint die Zeit stillzustehen. Da taucht Windkraftingenieur Klaus (Godehard Giese) aus Hamburg auf, und die Welt beginnt sich wieder zu drehen. Sex ist plötzlich attraktiv, sie sehnt sich nach Leben. Doch ob das gut ist? Sie will ausbrechen aus ihrem Leben, das schon in jungen Jahren vorgezeichnet scheint und sich nie mehr ändern dürfte. So kann es nicht sein. Sie muss etwas versuchen; schlau ist es nicht, aber das Leben ist keine Einbahnstraße. Manchmal muss man nicht nur funktionieren, sondern leben wollen.

Kritik

Saskia Rosendahl („Lore“, „Wir sind jung. Wir sind stark“, „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“) spielt genial die junge desillusionierte Frau, der der Antrieb fehlt, die einfach mal leben möchte, sich aber um die Kälber und sonstiges kümmern sollte. Auf die falschen Leute hereinfallen, sich erniedrigen lassen, die Welt Scheisse finden – alles sehr nachvollziehbar.

Im Bonusmaterial gibt es den Trailer und Filmtipps.  

Niemand ist bei den Kälbern: D 2021; Regie: Sabrina Sarabi; Darsteller: Saskia Rosendahl, Rick Okon, Godehard Giese, Julius Nitschkoff, Elisa Schlott; FSK: ab 16 Jahren; Dauer: 110 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph widescreen); Vertrieb: ©Filmwelt / EuroVideo Medien. Veröffentlichung Verkauf: 30. Juni 2022.

Bewertung: 7,8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 1/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 2/4  – Anspruch: 2/4