Überall gibt es ein Hausen

Komödie / Erotik / Esoterik

„Überall gibt es ein Hausen“ ist der 7. Spielfilm der wtp international Filmproduktion, der zu den Hofer Filmtagen eingeladen wurde. Mit einer Besonderheit: Nach dem Tod des Regisseurs Roland Reber im Jahr 2022 hat sich das wtp-kollektiv entschieden, zum ersten Mal auch bei einem Langfilm kollektiv Regie zu führen. Kollektiv-Regie bedeutet, dass alle Schauspielerinnen und Schauspieler am Set ihre Rollen, Kostüme und Maske selbst gestaltet haben und die Szenen vor Ort gemeinsam inszeniert, geprobt und dann aufgezeichnet wurden. Das Haus diente nicht nur als Set, sondern einigen Darstellerinnen auch als Unterkunft. Künstlerisch kehrt das wtp-kollektiv mit diesem wie immer unabhängig produziertem Ensemblefilm zu seinen Ursprüngen zurück. Ein Haupt-Drehort, ein kleines Team und eine das Schauspiel einfangende Kamera sorgten schon beim Dreh für eine atmosphärische Dichte, in der alle Mitwirkenden sich voll aufs Schauspiel und die Erzählung der Geschichte konzentrieren konnten. Was passiert, wenn 7 Frauen eine Woche lang an einem Ort aufeinandertreffen? Erfrischend unorthodox stellt sich „Überall gibt es ein Hausen“ den elementaren Fragen der Gegenwart. Können wir andere Menschen so akzeptieren, wie sie sind und wie sie leben? Was ist Wahrnehmung und was ist Realität? Und wenn wir von Wahrheit reden, welche meinen wir? In dieser mit den Absurditäten des Alltags spielenden Komödie wird die Seminargemeinschaft in Hausen zu einem mikrokosmischen Abbild der Gesellschaft. Der Film ist ab dem 18. April als Video on Demand erhältlich.

Inhalt

„Sturmfrei in Hausen“ ist das Motto der Seminar-Woche, das 7 Frauen in einem idyllischen Bauernhaus in Oberbayern erleben wollen. Raus aus dem Alltag, rein ins Leben. Julia (Antje Nikola Mönning) (46) sucht nach positiver Selbstverwirklichung, während Momfluencerin Luisa (Amelie Köder) (30), sich schwer von ihrem Handy und Alltag mit Kind und kranker Schwiegermutter lösen kann. Marie (Helena Sattler) (23) steht kurz vor ihrer Hochzeit und will mal etwas wagen. Valentina (Lenka Arnold) (45) spricht viel über Freiheit, meint aber vor allem ihre eigene.  Marion (58) möchte einfach mal was Schönes erleben, und Antonia (35) – ja, „war die überhaupt dabei?“ Und dann ist da Franzi (50), die nur dabei ist, weil sie das Haus zur Verfügung stellt, an ihrer Seite stets ihr Hund Mädchen. Anfangs scheint es, als könnten sich die Frauen hier gemeinsam neu entdecken, durch Kundalini-Yoga, Waldbaden, Traktorfahren und gemeinsame Gespräche über Themen, die sie beschäftigen:  offene Beziehungen, Wechseljahre, alternative Lebenskonzepte. Doch als die ersten nachts von einer mysteriösen Sängerin träumen, eine skurrile Hausordnung Franzis Bruder und ihren Vater auf den Plan ruft und das Kuchenessen in einen Familienstreit ausartet, beginnt das harmonische Zusammenleben auseinanderzubrechen: Raus aus der Bubble, mitten hinein in die Realität. Wer hat das Waldbaden inszeniert, das in einem Desaster endete? Wer hat das belastende Video von Luisa gemacht? Was war in den Pillen, die Franzi zum Einschlafen verteilt hat? Und wer hat DJ Lol engagiert, um sie alle zu unterhalten? Das Werk ist ein Film über Begegnungen und eine humorvolle Auseinandersetzung mit den Themen Akzeptanz, Realität und Wahrheit.

Kritik

Wtp international hat schon wirklich starke Independent Filme gemacht. „24/7 The Passion of Life“, „Engel mit schmutzigen Flügeln“ oder „Die Wahrheit der Lüge“ waren wirklich sehenswert und eine Bereicherung des deutschen Films. „Der Geschmack des Lebens“ ist hier ebenso zu nennen. Eine Gesellschaftsanalyse, Philosophie und Esoterik bestimmen die Werke ebenso wie ein Hauch Erotik oder zumindest in „Überall gibt es ein Hausen“ Nacktheit. Allerdings ist die sehr seltsam und fast prüde gefilmt, zu schüchtern, wenn man so möchte. Die Interaktion unter den Frauen wirkt manchmal befremdlich, beschämt und seltsam unnahbar. Das mag gewollt sein, aber lässt den Film ebenso erscheinen. Und bitte hört auf zu singen, das war in den letzten Werken schon gewöhnungsbedürftig. Der Film ist sehr auf Antje Nikola Mönning ausgerichtet, die stark agiert, aber es müsste eine Art Gegenpart oder gleichwertige Unterstützung geben. Sehenswert ist der Film allemal!

Der Film „Überall gibt es ein Hausen“ ist ab 16 Jahren freigegeben und dauert 102 Minuten. Eine sexy Komödie, ein Frauenfilm, ein nachdenklich stimmendes Werk über das Leben, unsere Gesellschaft und wie wir uns darin zurechtfinden. Das ist noch lange nicht alles. Wobei Frauen, die sich gegenseitig anmeckern, miteinander ihre Erlebnisse teilen und das Leben leben – ein wichtiger Aspekt des Filmes sind.   

Bewertung: 7,8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 3/4 – Anspruch: 3/4