Warten auf’n Bus – Staffel 2

Dramedy-Serie

In der TV-Serie „Warten auf’n Bus“ sind zwei sympathische Verlierertypen nach der Hälfte ihres Lebens an der Endhaltestelle, gelegen in der tiefsten brandenburgischen Provinz angekommen.  Seit dem 22. April 2020 wurde „Warten auf’n Bus“ immer mittwochs um 22.00 Uhr im rbb Fernsehen ausgestrahlt. Es folgte die Veröffentlichung der ersten Staffel der Hartz-IV-Philosophie-Gedankenaustausch als Heimvideo. Befindet sich unser Leben in einer U-Form, mit wenig Höhepunkten und viel Leerlauf? Vor allem in den ersten beiden Episoden kommen nur die Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld („Babylon Berlin“, „4 Blocks“) und Felix Kramer („Dark“, „Dogs of Berlin“) zu Wort, während Jördis Triebel („Westen“, „Emmas Glück“) das Ende einer jeden Episode einläutet, wenn der Bus denn kommt. Zum Glück gibt es Untertitel, um die Unterhaltung der beiden Männer mitverfolgen zu können. In der zweiten Staffel geht gut weiter, erst mit Tesla, dann Flüchtlingen und sogar der DDR-Aufarbeitung als Spitzel-Nation.

Inhalt

Staffel 1: Gut möglich, dass sich Hannes (Ronald Zehrfeld) und sein Freund Ralf – Ralle – (Felix Kramer), beide heftig gelebte End-Vierziger, nur an der Endhaltestelle treffen, um ganz für sich zu sein und zu sprechen. Die Landschaft vor und hinter ihnen ist offen und bietet nirgendwo Schutz – und genau so reden sie auch miteinander. Vielleicht treibt sie aber auch die Erinnerung her. Immerhin war die Haltestelle „dit Tor zur Welt, die verdammte Schnittstelle zwischen Pampa und intelljentet Leben“, als die beiden Freunde noch zur Arbeit, in die Stadt oder sogar in den Urlaub fuhren. Inzwischen sind sie frühinvalide und langzeitarbeitslos, der eine war mal Ingenieur. Manchmal hocken sie auch an der Haltestelle, weil sie auf jemanden warten. Zumindest der Hund von Ralle ist immer mit dabei. Philosophische Unterhaltung, Notfallkoffer, mögliche Romanzen, gelebtes Leben und Zukunftsangst sowie Todeswünsche. Kaum ein Thema wird ausgelassen, wenn diese beiden Männer zu lange an der Haltestelle sitzen, wobei sie das zum Glück nicht immer machen. Das Setting wird mal gewechselt.

Staffel 2: In der zweiten Staffel beschäftigt die beiden arbeitslosen, heftig gelebten End-Vierziger Hannes (Ronald Zehrfeld) und Ralle (Felix Kramer) wieder eine Vielfalt an Themen, während sie an ihrer Haltestelle irgendwo in Brandenburg auf den Bus warten: Ralle sinniert über die Gentrifizierung in Brandenburg, Hannes soll das Dach der neuen Tesla-Fabrik begrünen, Wachträumen hilft den beiden über ihre Alpträume hinweg und die struppig-schöne Busfahrerin Kathrin (Jördis Triebel) holt die Aussteiger aus einer Midlife Crisis zurück ins Leben und gibt ihnen Tipps in Sachen Liebe. Immer mit dabei ist Hund Maik. Ein Polizist ist mit von der Partie.

Kritik

Inhaltlich häufig wirklich stark, wobei sich die ZuschauerInnen auch fast komplett auf das gesprochene Wort konzentrieren müssen. Der Dialekt gibt einem zuweilen Rätsel auf, die durch die Untertitel aufgelöst werden. Ein völlig neues Konzept, mit Corona Minimalismus, wenn man so möchte, was wunderbar funktioniert. Es wäre fantastisch, wenn die Serie „Drinnen“ mit Lavinia Wilson als Heimvideo veröffentlicht werden könnte. „Blaumacher“ war damals ebenfalls sehr stark. Eine anspruchsvolle und allein deshalb schon sehenswerte Serie. Die zweite Staffel wechselt häufig die Themen, ist ebenfalls sehenswert.

Im Bonusmaterial befinden sich ein Recap zur 1. Staffel, das Making of, ein Filmgespräch, die Bus-Lektüre, die Hörfilmfassung, ein 12-seitiges Booklet sowie Filmtipps.

Warten auf’n Bus – Staffel 2: D 2021; Regie: Fabian Möhrke; Darsteller: Ronald Zehrfeld, Felix Kramer, Jördis Triebel, Alexander Schubert, Reza Brojerdi, Ursula Werner; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 210 Minuten, 7 x 30 Min.; Sprachen: Deutsch 2.0; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph); Vertrieb: ©rbb Media / Eye See Movies / AV Visionen. Veröffentlichung Verkauf: 13. Januar 2022.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 1/4 – Humor: 3/4 – Erotik: 1/4  – Anspruch: 3/4