Dirk Kurbjuweit – Haarmann

Historischer Kriminalroman

Besser als jedes Geschichtsbuch: Das Ende des 1. Weltkrieges, Bildung eine jungen Republik, Kapp-Putsch, die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Hitler für Jahre im Gefängnis, der Versailler-Vertrag… Der Kriminalroman „Haarmann“ von Dirk Kurbjuweit fußt auf drei Säulen: zum einen das Geschichtliche mit den sozialen, gesellschaftlichen Problemen und Komponenten; zweitens dem Verschwinden junger Burschen, mit deren Fällen ein Kriminalbeamter aus Bochum betraut ist und drittens dessen familiäres Schicksal.

Obwohl der Prozess um Haarmann hinlänglich bekannt ist, bekommt der Roman eine neue Sichtweise, ausgehend vom Ermittler. Die rund 300 Seiten werden nie langweilig, im Gegenteil, der Roman ist spannend geschrieben. Handlungen Haarmanns sind kursiv eingefügt, wörtliche Rede ist nicht in Anführungszeichen gesetzt, sondern zieht sich so durch das Buch, obwohl ein Erzähler uns mit dem Kriminalbeamten durch den Roman schickt. Auch das Schicksal des Ermittlers lernen wir erst nach und nach durch seine Träume kennen.

Inhalt

Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann. In Hannover grassiert die Angst und die Polizei ist nicht in der Lage, Herr eben jener zu werden. Ein schwieriges Unterfangen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen und den Täter dingfest zu machen. Nur mittels guter Polizeiarbeit kann es gelingen, wenn das Glück ihnen holt ist.

Kritik

Es gibt zahlreiche Bücher, Theaterstücke und Musik oder Filme über das Thema, über Haarmann, dessen Leben 1925 beendet wurde. Ein Kommissar ist hier der Protagonist, der ermittelt und überführen will. Dessen persönliche Geschichte spielt eine Rolle, seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg. Es wird persönlich im Roman. Kurbjuweit hat ein interessantes Buch geschrieben, künstlerische Freiheit inklusive.

Dirk Kurbjuweit, geboren 1962 in Wiesbaden, zählt zu den vielseitigsten und produktivsten Autoren unserer Gegenwart. Als Zeit- und Spiegel-Reporter einer breiten Leserschaft bekannt, überzeugte er schon früh als Erzähler. Nach dem Debüt »Die Einsamkeit der Krokodile« (1995) wurden besonders die Novelle »Zweier ohne« (2001) und der Roman »Angst« (2013) von der Kritik gefeiert. Etliche seiner literarischen Erfolge dienten als Vorlage für Verfilmungen, Theaterstücke und Hörspiele. Jetzt folgt „Haarmann“ mit 320 Seiten, der im Penguin Verlag am 17. Februar 2020 erschienen ist.

Bewertung: 8,2/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 2/4