Ronja von Rönne – Ende in Sicht

Gegenwartsliteratur / Drama

Der Roman „Wir kommen“ hat viel Platz bekommen in den Feuilletons. Ronja von Rönnes Debüt-Roman, einer Autorin, die sonst für die Welt schreibt und für einen Feminismus Artikel in ihrem Blog berühmt geworden ist. Ihre „Streetphilosophy“ hat ihr viel Lob eingebracht, eine Frau, die für uns die Gesellschaft bzw. Teile selbiger beobachtet und thematisiert. Jetzt ist im Januar ihr neuer Roman erschienen: „Ende in Sicht“ über zwei Frauen, die gerne sterben wollen. Im Stile früherer Alexa von Henning von Lange und Benjamin von Stuckrad-Barre Werke. Ein schnodderiger Stil, kurze Sätze, nicht unbedingt immer inhaltsschwer. Eine alternde Schlager-Sängerin und eine Jugendliche finden einander und verbringen die folgenden Tage gemeinsam. Beide wollen sterben, nur warum und dürfen sie das? Sind Depressionen der Grund für den Todeswunsch?

Inhalt

Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Also macht sie sich auf den Weg. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres auf die Motorhaube ihres Wagens. Juli, 15, wollte sich von der Autobahnbrücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt – und steigt zu Hella ins Auto. Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie zusammen noch, was ihnen einzeln als letzte Möglichkeit erschien? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen. Es gibt bei beiden Frauen nicht den einen Grund, warum sie sterben wollen, nicht die moralische Keule, sondern das Dilemma vor dem sowohl die alternde Schlagersängerin steht als auch der 15-jährige Teenager, der beim Vater aufwächst. Das Leben ist gar nicht so scheiße, doch es zu beenden ist dennoch verlockend. Vor allem, wenn einen die Depression zerreißt, wenn man keinen Ausweg mehr sieht, wenn es als der einfachste und schlüssigste Weg erscheint. Ein Roadtrip mit ungewissem Ende und dem Song „Ende in Sicht“.

Kritik

Der ist titelgebend und bezeichnend. Ein guter Roman mit einem nervigem Ende. Was soll das denn, nach all den eindeutigen Hinweisen und Aktionen zuvor? Zwei Frauen, die ungewollt miteinander klarkommen müssen und die trotz gemeinsamer Vorhaben sehr unterschiedlich sind und agieren. Ein lustiger Roadtrip, der leicht melancholische Einflüsse hat und am Ende tragisch werden könnte…

Ronja von Rönne, 1992 in Berlin geboren, lebt in Berlin und Grassau. Seit 2015 Redakteurin im Feuilleton der Welt. Mehr von der Autorin unter www.sudelheft.de . Mit „Wir kommen“ hat sie den literarischen Durchbruch geschafft. Jetzt folgt „Ende in Sicht“, das 255 Seiten und im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) am 12. Januar 2022 erschienen ist.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4