Drama mit historischem Hintergrund
Nach dem kurzen Roman „West“ von Carys Davies, in dem sie uns eintauchen lässt in den Mythos des amerikanischen Westens und von der Hingabe und Verletzlichkeit des Menschen erzählt, schrieb der San Francisco Chronicle. „Dieses Buch geht einem nicht mehr aus dem Kopf.“ erklärte Claire Messud. Carys Davies hat „eine traurig schöne Geschichte“ (The Times) geschrieben über die tiefe Sehnsucht, alles hinter sich zu lassen und seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Der neue Roman, eine 224-seitige Erzählung handelt von einem Priester, der den Auftrag übernimmt, dem einzigen Bewohner einer Insel zu erklären, dass dieser jene verlassen müsse. Das klappt allerdings gerade zu Beginn so gar nicht und nimmt eine völlig andere Wendung in „Ein klarer Tag“. Ein Drama über zwei Männer, deren Verhältnis nicht so ist, wie es geplant war. Irgendwann kommt die Frau des Priesters dazu – zu den geplagten Seelen.
Inhalt

Es ist ein kalter Sommertag 1843, als John Ferguson nach einer stürmischen Überfahrt die kleine, karge Insel im Nordmeer erreicht. Für einen Monat ist der verarmte Pfarrer von der schottischen Freikirche hierhergeschickt worden, um Ivar, den letzten verbliebenen Bewohner, von der Insel wegzuschaffen. Im Auftrag des Gutsbesitzers soll er den großen, stillen Mann samt seinen wenigen Habseligkeiten mit dem nächsten Schiff nach Aberdeen bringen, von seinem Zuhause verjagen. So wie all die Schafbauern in den Highlands, die im Zuge der »Clearances« bereits alles verloren haben. Trotz moralischer Bedenken hat der idealistische Ferguson diesen Auftrag angenommen. Seine Frau Mary indes befürchtet, dass ihr Mann nicht von dieser Reise zurückkehren könnte. Zu naiv, zu weltfremd, zu gutgläubig ist er. Und tatsächlich stürzt Ferguson schon kurz nach seiner Ankunft von einer Klippe und verletzt sich schwer. Er ist dem Mann ausgeliefert, den er von dem Eiland vertreiben soll. Und dessen Güte Fergusons Gewissen vor eine schwierige Entscheidung stellt.
Kritik
Ohne die Erklärung der Autorin am Ende des Buches, der Anmerkung, es wäre ein völlig belangloses Werk gewesen, in dem das wichtigste zwischen den Zeilen geschieht. Ein verarmter Priester fährt auf eine Insel, um dem dortigen einzigen Bewohner zum Umzug zu bewegen, erst auf die nette Tour. Doch er verletzt sich am ersten Tag und wird vom dem Einsiedler gerettet. Damit nimmt die Geschichte einen anderen Verlauf. Liest sich gut und ist keine Zeitverschwendung, aber wirklich viel passiert hier nicht.
Carys Davies stammt aus Wales und lebt heute – nach vielen Jahren in Chicago und New York – in Edinburgh. Sie wird als »überragendes Erzähltalent« (Colm Tóibín) gefeiert. Bei Luchterhand ist zuvor ihr Roman „West“ erschienen. Für ihre Romane und Kurzgeschichtensammlungen wurde Carys Davies mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. „Ein klarer Tag“ (O: Clear) ist von Eva Bonné aus dem Englischen übersetzt worden, hat 224 Seiten und ist am 14. August im Luchterhand Literaturverlag erschienen.
Bewertung: 7,8/10 Punkten
Spannung: 2/4 – Action: 1/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4