Thriller
Die Idee ist gut. Mutige Menschen planen einen Anschlag auf das reichste eine Prozent der Menschen in Deutschland. Menschen, die definitiv viel zu viel Geld besitzen und die in den meisten Fällen dem Staat nur wenig zurückgeben, relativ gesehen, die Steuerschlupflöcher nutzen, die möglicherweise gar illegale Handlungen durchführen, um ihren Wohlstand noch zu vergrößern, auf Kosten der Gesellschaft. Das muss gestoppt werden, denen da oben muss Einhalt geboten werden. Doch wie, bedenkt man, dass diese Elite das Land führt, nicht unbedingt unsere gewählten Volksvertreter, die nicht völlig frei entscheiden können. Eine kleine Gruppe plant einen Anschlag auf die zehn reichsten Personen und deren Familien. Sie nehmen 42 Geiseln, wollen deren Vermögen anderen Menschen vermachen. Doch im Hintergrund planen sie noch mehr… Die Entführung präsentieren sie publikumswirksam im Fernsehen, binden das Publikum mit ein.
Inhalt
Heiligabend: Die einflussreichsten Personen Deutschlands werden in ihren Häusern eingesperrt – und ihre Geiselnahmen live übertragen. Der Showmaster tritt vor die Kamera und erklärt die Spielregeln: »Zwar wählen die Menschen ihre Regierung, die Macht liegt jedoch längst nicht mehr beim Volk. Heute präsentieren wir Ihnen diejenigen, die wirklich entscheiden, wer zum Gewinner und wer zum Verlierer des Systems wird. Und glauben Sie mir, jeder von ihnen hat mindestens eine Leiche im Keller.« Nun haben die Zuschauer die Wahl, wer mit einem blauen Auge davonkommt und wer bluten muss. Während die Menschen wie gebannt vor ihren Bildschirmen sitzen, wird eine Frage immer lauter: Wer sind die Drahtzieher hinter der Reality Show? Das wird im Buch erklärt, wie junge Menschen sich dazu entschließen, etwas gegen das System zu tun. Sie organisieren fast perfekt eine Inszenierung, die die Öffentlichkeit und die Ermittlungsbehörden auf Trab hält, im Hintergrund ist ein noch stärkerer Einschnitt finanzieller Art geplant. Kann der Plan gelingen? Kann man die Ordnung in Deutschland destabilisieren?
Kritik
Eine perfekte Idee, eine größtenteils gute Umsetzung, aber das wird hier schlicht nicht zu Ende gedacht oder simplifiziert beendet. Da wäre noch so viel mehr drin gewesen. Lasst uns das System verändern, den Kapitalismus abschaffen, die Wachstumsoffensiven beenden, das Individuum nicht als Krone der Schöpfung darstellen, wenn es seinem eigenen Vorteil nachjagt. Die Hintergrundstory gerät viel zu kurz. Dennoch ein lesenswertes Projekt, wenngleich die Lücken stören.
Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Für ihre Romane wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München. „Reality Show“ hat 461 Seiten und ist im Deutschen Taschenbuch Verlag (DTV) am 20. Oktober 2021 erschienen.
Bewertung: 7,9/10 Punkten
Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4