Der Schein trügt

Schwarze Komödie

Gesellschaftskritik gefällig, Blasphemie, eine Gewaltspirale, die mit Tabus bricht, eine Sozialkritik, eine düstere Zukunftsvision. Der serbische Film „Der Schein trügt“ ist heftig. Vom Regisseur von „Parada“ über Homosexualität in Serbien, ein ziemlich gutes Werk, aber der neue Film polarisiert noch viel stärker. Die ersten 30 Minuten sind nett, eine Komödie über einen Verlierer, der plötzlich einen Heiligen Schein über seinem Kopf hat. Wie wird man ihn wieder los? Putzen hilft nicht, beten hilft nicht, sündigen vielleicht? Als das plötzlich zu viel Spaß macht und den Charakter verändert, ist die Kacke derbe am Dampfen. Was im Folgenden passiert ist manchmal für viele Zuschauenden schlicht zu heftig, zu grenzwertig. Außerehelicher Sex, häusliche Gewalt, Exekutionen von Babys? Wollen wir nicht gleich alles verraten…

Inhalt

Stojan (Goran Navojec) ist ein unbescholtener Mann, fürsorglicher Familienvater und sehr bescheiden. Ein Kurzschluss der Glühbirne bringt ihm unverhoffte Erleuchtung: ein Heiligenschein ziert plötzlich Stojans Haupt. Er wird zu der Attraktion in der Nachbarschaft und stellt das beschauliche Leben seiner Familie auf den Kopf. Stojans Frau Nada (Ksenija Marinkovic) ist vom Trubel schnell genervt. Das Ding muss weg und eine Mütze ist keine Dauerlösung. Doch nachdem auch gründliches Haare waschen nichts bringt, verdonnert sie ihren Mann zu einem ausgiebigen Curriculum in Sachen Sünde. Ein bisschen Völlerei hier, ein wenig Ehebruch dort. Von derlei Tricksereien lässt sich der edle Nimbus nicht beeindrucken. Stojan ackert sich durch alle Todsünden – und findet schließlich Gefallen an der Grausamkeit. Und nicht nur er. Je herzloser Stojan seinen Vorteil ausnutzt, umso bereitwilliger wird er von den Nachbarn als moralische Instanz akzeptiert. Es stellt sich heraus: der schöne Schein überstrahlt auch noch den schlimmsten Frevel. Zeitenwechsel in die Zukunft und das gleich zweimal. Die Geschichte wird fortgeschrieben, die Protagonisten bleiben zum Teil.

Kritik

Es gibt Filme, die einen echt umhauen – dazu gehört definitiv „Der Schein trügt“. Erst das lachende Auge, dann das schockierte und weinende. Heftige Scheisse, um es mal auf den Punkt zu bringen, wobei ich das Ende vermutlich noch nicht einmal richtig verstanden habe. Dennoch sehenswert…

Im Bonusmaterial gibt es die Audiodeskription sowie den Trailer und Filmtipps.  

Der Schein trügt (O: Nebesa): Serbien 2020; Regie: Srdjan Dragojević; Darsteller: Goran Navojec, Bojan Navojec, Ksenija Marinkovic, Danijela Mihajlovic, Natasa Markovic; FSK: ab 16 Jahren; Dauer: 122 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, Serbisch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph); Vertrieb: ©Neue Visionen / Good Movies. Veröffentlichung Verkauf: 30. Juni 2022.

Bewertung: 7,8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4  – Anspruch: 3/4