Franzobel – Die Eroberung Amerikas

Historiendrama / Politik

Der österreichische Schriftsteller Franzobel hatte mit „Das Floss der Medusa“ einen sehr guten Roman geschrieben. Es folgte das Rechtsstück „Rechtswalzer“ über die Umstände in Österreich. Jetzt folgt „Die Eroberung Amerikas“, die sowohl im 16. Jahrhundert als auch in der Gegenwart spielt. Die Spanier sind in die Neue Welt gereist und haben sie erkundet und erobert. Mal mehr, mal weniger erfolgreich und verlustfrei. Ob in Mittelamerika, Kuba oder andere Inseln oder gar Südamerika oder wie in diesem Buch meist beschrieben den Mittleren Westen. Die christlichen Eroberer machten Bekanntschaft mit den Indianern und töten oder versklavten sie häufig. Auf der Suche nach Gold wanderten sie weiter, überquerten Flüsse und hatten mit vielen Problemen zu kämpfen. Wann würden die Individuen ankommen, wann könnten sie ihre Ziele erreichen?

Inhalt

Die Eroberung Amerikas von Franzobel

Ferdinand Desoto hatte Pizarro nach Peru begleitet, dem Inkakönig Schach und Spanisch beigebracht, dessen Schwester geschwängert und mit dem Sklavenhandel ein Vermögen gemacht. Er war bereits berühmt, als er 1538 eine große Expedition nach Florida startete, die eine einzige Spur der Verwüstung durch den Süden Amerikas zog. So richtig erfolgreich war er mit dieser Mission leider nicht, nur Tote und Leid brachte die Reise für die Spanier und die Indianer. Knapp 500 Jahre später klagt ein New Yorker Anwalt im Namen aller indigenen Stämme auf Rückgabe der gesamten USA an die Ureinwohner. Das wird am Rande diskutiert, am Ende des Romans gibt es ein Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA. Der Hauptteil des Romans umfasst allerdings die Menschen im 16. Jahrhundert, die nach Westindien reisten und dort ihr Glück und ihren Wohlstand suchten. Sie mussten kämpfen, sie mussten sich durch eine unwirtliche Gegend schlagen und sie mussten hoffen, die nächsten Tage überhaupt zu überleben.

Kritik

Franzobels neuer Roman ist ein Feuerwerk des Einfallsreichtums und ein Gleichnis für die von Gier und Egoismus gesteuerte Gesellschaft, die von eitlen und unfähigen Führern in den Untergang gelenkt wird. Ein spannender Roman, der aber nicht leicht zu lesen ist. Der inhaltlich bisweilen nervt, der zu lang geraten ist und vermutlich war das mein letztes Buch, das ich von dem Autor lesen werde. Am Ende werden sich die jungen Generationen über das Urteil freuen.

Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, ist einer der populärsten und polarisierendsten österreichischen Schriftsteller. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Mit seinem Roman „Das Floß der Medusa“ stand er auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis, und er erhielt den Bayerischen Buchpreis. „Rechtswalzer“ ist 2019 als Hardcover erschienen. „Die Eroberung Amerikas“ hat 543 Seiten und ist im btb Verlag am 14. Dezember 2022 als Taschenbuch erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4