Hanns-Josef Ortheil – Ombra

Drama / Biographie

Hanns-Josef Ortheil „Ombra – Roman einer Wiedergeburt“. Ortheil ist ein Vielschreiber, leidenschaftlicher Pianist, Professor und mehrfacher Preisträger. Sein Roman „Ombra“ ist autobiografisch in der Ich-Form geschrieben. Offenbar verlangte der Körper seines Protagonisten für das unermüdliche Engagement seinen Tribut. Der erkrankte schwer am Herzen, musste operiert werden, fiel ins Koma und erlebte den Todestunnel. Der Weg heraus, verlangt viel von ihm ab. Begleitet wird die Romanfigur von verschiedenen Therapeuten, die Ortheil analysiert und sehr detailliert beschreibt. Der Romanheld baut eine Beziehung zu ihnen auf, obwohl er in seinem bisherigen Leben sehr zurückgezogen gelebt hat. Das alte, gewohnte Leben hinter sich zu lassen, in ein neues, ganz anderes Leben zu starten, verlangt von Ortheils Protagonisten viel ab. Ganz allmählich kämpft er sich zurück in ein neues Leben, das ihm zunächst starke Einschnitte beschert. Er kann seine Hände nicht koordinieren, einfache Linien zu zeichnen, fällt ihm schwer, an Klavierspielen oder schreiben gar nicht zu denken. In seinem Unterbewussten tritt er mit den Eltern in Kontakt, die ihm Ratschläge erteilen; auch Siegmund Freud mischt sich mit ein. Diese Einschränkungen sind der Ursprung für die Veränderungen in seinem neuen Leben. Er nimmt wieder Kontakt zu einem Freund aus alten Tagen auf, öffnet sich, wird zugänglicher und interessiert an neuen Unternehmungen.

Inhalt

OMBRA von Hanns-Josef Ortheil

»OMBRA« erzählt die Geschichte einer Wiederkehr aus großer Todesnähe: Im Sommer 2019 wird bei Hanns-Josef Ortheil eine schwere Herzinsuffizienz festgestellt. Die anschließende Operation verläuft nicht ohne Komplikationen, es folgt der lange Aufenthalt in einer Rehaklinik. Das Leben des höchst produktiven Autors, der sich selten schont, steht am Scheideweg – der Körper hat die Herrschaft übernommen und lässt nicht mit sich verhandeln. Doch in das Gefühl der Ohnmacht und Angst hinein kehrt allmählich das Schreiben zurück. Stück für Stück setzt Hanns-Josef Ortheil in seinem wohl persönlichsten Buch aus Wahrnehmungen, Erinnerungen und Reflexionen sein Leben neu zusammen. Wer ist er gewesen vor der Krankheit? Und wer kann er danach einmal sein?

Gleichzeitig mit „Ombra“ ist zu seinem 70. Geburtstag „Ein Kosmos der Schrift“ veröffentlicht worden von seiner Frau Imma Klemm, mit Beiträgen wichtiger Weggefährten des Protagonisten.

Ein Kosmos der Schrift von Hanns-Josef Ortheil

Siebzig Bücher umfasst das Gesamtwerk von Hanns-Josef Ortheil in seinem siebzigsten Lebensjahr. Dazu gehören neben den großen Romanen auch viele Essaybände, Journale, Reise- und Musikbücher. »Ein Kosmos der Schrift« skizziert erstmals die großen Linien und Zusammenhänge dieses Gesamtwerks. In einem ausführlichen Gespräch mit seinem langjährigen Lektor Klaus Siblewski erläutert Hanns-Josef Ortheil die zentralen Strukturen und entwirft eine Selbstanalyse seines Schreibens von den Anfängen in der Kindheit bis heute. Abschließend gratulieren zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter des literarischen Lebens, indem sie auf zwanzig Fragen zu Ortheils »Treiben und Schreiben« antworten und in humorvoller Weise an die Besonderheiten eines von der Literatur geprägten Lebens erinnern.

Kritik

Die detaillierten Beschreibungen der Therapeuten geben Aufschluss über die Charaktere, allerdings sind diese Passagen doch manchmal zu ausgedehnt, ebenso ermüden die Gespräche mit seinen imaginierten Eltern und Siegmund Freud den Leser. Dennoch ein Roman, nicht nur als Leitfaden und Hoffnungsmacher für ehemalige Erkrankte und mit ca. 300 Seiten schnell mal zwischendurch zu lesen.

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Seit vielen Jahren gehört er zu den beliebtesten und meistgelesenen deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis und dem Hannelore-Greve-Literaturpreis. Seine Romane wurden in viele Sprachen übersetzt, er gilt als Vielschreiber, der praktisch jährlich ein Buch veröffentlicht. „Ombra“ hat 304 Seiten und ist im Luchterhand Literaturverlag am 18. Oktober erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4