Karl Ove Knausgård – Der Morgenstern

Science-Fiction / Dystopie

Statt nach Kapiteln – wie gewohnt – ist der Roman „Der Morgenstern“ mit den Namen von 9 Protagonisten überschrieben. Jeder erzählt sehr detailliert in Ich-Form den momentanen Alltag von 2 Tagen. So erfahren wir auch einiges über ihr bisheriges Leben mit all den Schwächen und Problemen des einzelnen. Bis schließlich einige Merkwürdigkeiten, die wider die Natur sind, eintreten und sich ein neuer Stern am Himmel zeigt, der sogar am Tage sichtbar ist. In all den Lebensgeschichten geht es apokalyptisch zu, bekommt aber auch einen pseudo-philosophischen Anstrich, in dem auf Nietzsche, Heidegger und Kirkegard zurückgegriffen wird. Zwei der Protogonisten behandeln zudem noch religiöse Fragen. Der Beginn von etwas Neuem, das fortgesetzt werden soll. Ein dickes Buch, das sich gut lesen lässt.

Inhalt

Der Morgenstern von Karl Ove Knausgard

Es ist Sommer in Norwegen. Eigentlich eine beschauliche, sonnengetränkte Zeit. Doch nun scheint etwas aus den Fugen geraten zu sein. Krabben spazieren an Land, Ratten tauchen an überraschenden Stellen auf, eine Katze kommt unter seltsamen Umständen ums Leben. Kurzum: Die Tiere verhalten sich wider ihre Natur. In seinem neuen Roman schildert Karl Ove Knausgård eine Welt, in der die Natur und die Menschen aus dem Gleichgewicht sind, obwohl das Buch eigentlich ganz realistisch vom Leben einiger Menschen, neun an der Zahl, während mehrerer Hochsommertage erzählt, und zwar in deren eigenen Worten. Da ist der Literaturprofessor Arne, der mit seiner Familie die Tage im Sommerhaus verbringt, an sich selbst zweifelt und mit seinem Nachbarn Egil über den Glauben an Gott diskutiert. Da ist die Pastorin Kathrine, die plötzlich merkt, dass sie ihre Ehe als Gefängnis empfindet. Da ist der Journalist Jostein, der auf einer exzessiven Trinktour von den mysteriösen Morden an Mitgliedern einer Death Metal Band hört, während seine Frau Turid in einer psychiatrischen Anstalt als Nachtwache arbeitet. Ihnen allen unerklärlich ist das Auftauchen eines neuen Sterns am Himmel, den auch die Wissenschaft nicht wirklich erklären kann. Ist er der Vorbote von etwas Bösem oder im Gegenteil die Verheißung von etwas Gutem?

Kritik

Das Buch ist spannend geschrieben, lässt den Leser aber im Dunkeln, wie sich die Geschichten und Probleme der Protagonisten weiterentwickeln, und was es mit der neuen Erscheinung einer Supernova(?) auf sich hat. Es schließt sich ein Essay an, der von einen Protagonisten geschrieben wurde, der sich mit den religiösen Fragen auseinander gesetzt hat:  Wer ist Gott, wer ist sein Widersacher, was ist der Tod… Gut und gerne hätte man aus diesem Buch 2 Bücher machen können. 

Karl Ove Knausgård wurde 1968 geboren und gilt als wichtigster norwegischer Autor der Gegenwart. Die Romane seines sechsbändigen, autobiographischen Projektes wurden weltweit zur Sensation. Sie sind in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach preisgekrönt. 2015 erhielt Karl Ove Knausgård den WELT-Literaturpreis, 2017 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Er lebt in London. „Der Morgenstern“ ist von Paul Berf übersetzt worden, hat 896 Seiten und ist im Luchterhand Literaturverlag am 11. April erschienen.

Bewertung: 8,2/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4