Kristina Ohlsson – Blutsfreunde

Thriller

Eine neue Reihe eines schwedischen Thrillers ist in 2017 zu uns herübergeschwappt. Kristina Ohlsson hat mit „Schwesterherz“ und „Bruderlüge“ eiskalte und harte Romane verfasst über einen sehr männlichen Helden, der als Anwalt arbeitet. Die Geschichte hört sich gerade im ersten Teil sehr spannend an, sie ist es auch, allerdings bleiben natürlich – wie sollte es bei einer Reihe anders sein – viele Fragen offen. Die werden im Adrenalin geschwängerten zweiten Teil alle beantwortet. Martin Brenner hat eine interessante Lebensgeschichte, die allerdings zunächst ohne dunkle Flecken auskommt. Er lebt eher im hier und jetzt, kennt nur manchmal jemandem aus dem Verbrechermilieu. Eines Tage bietet ihm jemand einen Fall an, der ihn sofort fesselt. Mord, Prostitution in Schweden und den USA, Entführung – was steckt hinter der Geschichte, warum ausgerechnet er, Martin Brenner? Nach den Verlusten in den ersten Büchern lebt er im 3. Teil „Blutsfreunde“ mit Belle ein eigentlich ruhiges Leben. Seine Lucy will leider bald heiraten und damit beginnen neue Probleme, in die er unwissend hineinschlittert. Thema diesmal u.a. Missbrauch von katholischen Priestern.

Inhalt

Die ersten beiden Roman „Schwesterherz“ und „Bruderlüge“ sollten zuvor gelesen werden, es geht notfalls aber auch ohne ganz gut. In „Blutsfreunde“ – ein nicht unbedingt optimaler Titel – lebt Martin Brenner mit Belle zusammen in einem schönen Haus, arbeitet als Anwalt und hat einen Gärtner. Seine Ex- und beste Freundin Lucy hat beschlossen zu heiraten, nicht ihn, sondern einen US-amerikanischen Chirurgen. Für die bevorstehende Hochzeit hat sie ihm in New York ein Schachspiel gekauft, das der Trauzeuge ihres Künftigen abholt. Bald danach verschwindet dieser und Brenner findet Ungereimtheiten heraus, was die Abholanschrift anbelangt (ein Hotel, das gerade renoviert wird) und dem Verbleib des Mannes in Schweden. Privat holt sich Brenner ein Au-Pair, ein männliches für die achtjährige Belle, die sofort Gefallen an Marcel findet, der sich liebevoll um die Kleine kümmert. Leider ist es das falsche Schachspiel, das zu Lucy und Martin kommt und damit decken sie langsam eine ungeheure Verschwörung auf, wenn sie nicht gehörig unter Druck gesetzt werden würden. Aber genau darauf reagiert Brenner allergisch. Er bittet seinen alten Freund ihm zu helfen, Silvia, eine Mandantin bittet ihn um Hilfe und von einem anderen Freund, der just gestorben ist, übernimmt er die Hälfte eines Antiquariats in New York. Doch an dessen Vergangenheit ist etwas suspekt, dessen Witwe Magda will Brenner nicht die ganze Wahrheit sagen, doch es hängt mit der Vergangenheit, einem Priesteramt und einem möglichen Missbrauch oder Homosexualität zusammen. Bald muss selbst Brenner um sein Leben und das seiner Liebsten fürchten…

Kritik

Endlich mal kein Held, der körperlich alles kann und machen muss. Kein James Bond, sondern einfach nur ein fast normaler Mann, mit all seinen Schwächen (Sex, Ego) und Stärken (Kampfgeist). Er kümmert sich liebevoll um Belle, und möchte doch eigentlich nur sein Leben leben. Kein wahnsinnig sympathischer Protagonist, aber ein Buch, das man sehr schnell durchlesen kann, aufgrund der Spannung und des guten Schreibstils. Das habe ich zuvor geschrieben, wandelt sich aber im dritten Teil. Belle tut Brenner gut, er wird deutlich sympathischer, der Fall steht im Mittelpunkt und subtil und stark herausgearbeitet. Inhaltlich wohl der beste Teil!

Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman „Aschenputtel“ gelang ihr der internationale Durchbruch als Thrillerautorin, gefolgt von „Tausendschön“, „Sterntaler“, „Himmelschlüssel“ und „Papierjunge“ – allesamt Fälle des bewährten Ermittlerteams Fredrika Bergmann und Alex Recht. Mit „Schwesterherz“ und „Bruderlüge“ schickt Kristina Ohlsson einen neuen Ermittler ins Rennen und erobert wieder einmal die schwedischen Leserherzen und nicht nur die. „Blutsfreunde“ („Henrys Hemlighet“), hat 494 Seiten, wurde von Susanne Dahmann übersetzt und ist im Limes Verlag am 28. September 2020 erschienen.

Bewertung: 8,4/10 Punkten

Spannung: 4/4 – Action: 4/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4