Paul Collier / John Kay – Das Ende der Gier

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Politik / Gesellschaft / Wirtschaft – Sachbuch

Warum werden die demokratischen Gesellschaften der westlichen Welt in ihrem Kern immer weiter ausgehöhlt? Wie war es möglich, dass unter dem Firnis der Demokratie Extremismus und Populismus gedeihen? Die beiden weltweit renommierten britischen Ökonomen Paul Collier und John Kay zeigen in ihrem leidenschaftlichen Debattenbuch, wie der Ethos des extremen Individualismus unser Gemeinwesen zerrüttet – nicht nur durch das noch immer vorherrschende Ideal kapitalistischer Gewinnmaximierung und das Trugbild des Homo Oeconomicus, sondern vor allem durch die permanente Ausweitung individueller Rechte zulasten des Gemeinwohls. Sie führen vor, wohin die Gier des Einzelnen führen kann – und was politisch geschehen muss, um das Auseinanderbrechen der Gesellschaft zu verhindern. In „Das Ende der Gier“ geht es vor allem um Großbritannien, aber auch weltweit darum, dass wir ein Umdenken brauchen, denn die bestehenden Systeme erodieren.

Inhalt

Das Ende der Gier von Paul Collier

Wohin geht es mit unserer Welt? Die Frage stellen sich die Wissenschaftler Paul Collier und John Kay. Dabei haben sie vor allem die britische Insel im Fokus. Stellen aber im Vorwort und später eine weltweite Entwicklung dar, die Grund zur Sorge bereitet. Das aktuelle System des Kapitalismus mit der permanenten Maxime des Wachstums und der Gewinnmaximierung wird letztlich nicht nur unseren Planeten zugrunde richten, sondern auch uns Menschen als Gesellschaft zerstören. Kein Allgemeinwohl, kein Sinn für Nächstenliebe oder –hilfe. Individualismus als Stärke, als Chance für den Einzelnen, aber als Katastrophe für ein gesellschaftliches Wir, für Menschen, die andere Menschen mal brauchen – und seien wir ehrlich, das sind wir alle, in der einen oder anderen Form, die nicht käuflich ist. Es wird viel über Kommunitarismus gesprochen, doch von der Gemeinschaft sind wir inzwischen meilenweit entfernt, selbst in Deutschland, das im Vergleich zu den angelsächsischen Ländern noch als Paradies des Zusammenhalts klingen mag, angesichts der hohen Anzahl von Vereinsmitgliedern etwa.

Kritik

Leider nicht das beste Buch, dennoch interessant und informativ. Die Erosion all dessen, was bislang unsere Werte im politischen Sinne ausgemacht haben. Die Extreme wird im wichtiger, während die Mitte stagniert und als Problemfall gilt. Warum werden die extremen Linken und insbesondere die Rechten immer wichtiger, wieso in einer Gesellschaft des Wohlstandes? Warum der Nationalismus, denn effektiv geht es uns besser als vor 50 Jahren. Wobei wir den Halt zu verlieren drohen, denn die Reichen werden tatsächlich immer reicher, der Mittelstand bricht weg, die Armen sind selbst in den westlichen Staaten bald als arm zu bezeichnen. Wir müssen umdenken.

Paul Collier ist Professor für Ökonomie und Direktor des Centre for the Study of African Economies an der Universität Oxford. Seit vielen Jahren forscht er über die ärmsten Länder der Erde und untersucht den Zusammenhang zwischen Armut, Kriegen und Migration. Für seine Arbeit und seine Publikationen wurde er mehrfach ausgezeichnet, bei Pantheon ist von ihm zuletzt die Bücher „Exodus” (2016) und „Die unterste Milliarde“ (2017) erschienen.

John Kay ist einer der führenden Wirtschaftswissenschaftler Großbritanniens und lehrte an der London Business School, der University of Oxford sowie der London School of Economics. Er ist Mitglied mehrerer Thinktanks, berät die schottische Regierung und schreibt eine Kolumne in der Financial Times.

Die beiden Autoren haben „Das Ende der Gier“ (O: Greed is Dead. Politics after Individualism) herausgebracht, übersetzt von Thorsten Schmidt, mit einer Länge von 281 Seiten, veröffentlicht im Siedler Verlag am 30. August 2021.

Bewertung: 7,7/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: -/4 – Anspruch: 3/4