Ronja von Rönne – Trotz

Gegenwartsliteratur / Essay

Der Roman „Wir kommen“ hat viel Platz bekommen in den Feuilletons. Ronja von Rönnes Debüt-Roman, einer Autorin, die sonst für die Welt schreibt und für einen Feminismus Artikel in ihrem Blog berühmt geworden ist. Ihre „Streetphilosophy“ hat ihr viel Lob eingebracht, eine Frau, die für uns die Gesellschaft bzw. Teile selbiger beobachtet und thematisiert. Mit „Ende in Sicht“ über zwei Frauen, die gerne sterben wollen, hat sie für Furore gesorgt. Im Stile früherer Alexa von Henning von Lange und Benjamin von Stuckrad-Barre Werke. Ein schnodderiger Stil, kurze Sätze, nicht unbedingt immer inhaltsschwer. Jetzt folgt der Essay über „Trotz“. Ein Begriff, der zwar  wichtig ist, in meiner Gedankenwelt aber eine untergeordnete Rolle spielte. Anders als bei Ronja von Rönne, die hier sehr wertvolle Erklärungen macht, die ihr Leben damit verwebt und die uns teilhaben lässt, wie kompliziert das Leben im Allgemeinen und Speziellen sein kann.

Inhalt

Trotz ist in seiner reinen Essenz: der Moment des Aufbäumens. Er kann ganze Gesellschaften in den Fortschritt katapultieren. Er kann aber auch: bremsen. Das gilt nicht nur für uns als Gemeinschaft, sondern auch für jeden Einzelnen. Fatalismus contra voranschreiten und sich aufbäumen, gegen Rückschläge. Wer ist nicht schon einmal trotzig über sich hinausgewachsen? Und wer wurde nicht auch einmal vom Trotz daran gehindert, etwas zu erreichen? Ronja von Rönne kennt den Trotz, etwas besser sogar, als ihr lieb ist. In diesem persönlichen Essay zeigt sie, wann der Trotz sie am Leben gehalten hat. Und wann er kurz davor war, sie zu zerstören. Von Rönne durchleuchtet aber nicht nur ihren eigenen Trotz, sondern auch den der anderen, denn am Ende steht die Frage: Sollen wir nun trotzig sein oder nicht? Gibt es darauf eine eindeutige Antwort? Dies ist kein Ratgeber, sondern ein Werk über das Leben einer Frau von heute, die aus weiblicher Sicht Teile der Geschichte beleuchtet, die sich selbst seziert und die uns zeigt, wie wichtig Selbstreflexion ist. Ein grandioses Stück, selbst wenn manche Hinweise auf die Historie oder die aktuelle Politik überraschen.

Kritik

Frauen sind ihr Thema, sie selbst ist ihr Lieblingsthema… In diesem Essay beschreibt sie die Funktion und Auswirkungen von Trotz. Habt ihr schon mal über Trotz nachgedacht? Kein Begriff, der für mich eine große Bedeutung hat, aber in diesem Essay funktioniert die Symbiose mit dem Leben im Allgemeinen und Speziellen wunderbar. Selten habe ich einen so guten Bericht gelesen, der wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig persönlich und authentisch erscheint.

Ronja von Rönne, 1992 in Berlin geboren, lebt in Berlin und Grassau. Seit 2015 Redakteurin im Feuilleton der Welt. Mehr von der Autorin unter www.sudelheft.de . Mit „Wir kommen“ hat sie den literarischen Durchbruch geschafft. Es folgte „Ende in Sicht“. Jetzt der Essay „Trotz“, der 108 Seiten hat und im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) am 17. August 2023 erschienen ist.

Bewertung: 8,2/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 4/4