Salman Rushdie – Victory City

Historien-Roman

Das neue Werk von Salman Rushdie fußt auf dem indischen Epos Jayaparajaya (Sanskrit), was übersetzt „Sieg und Niederlage“ bedeutet. Die Gottheit Pampa Kampana schickt eine Inkarnation selben Namens auf die Erde in das neu zu gründende Land Bisnaga in Indien mit einem Sack voll Saatgut zur Entstehung einer Gesellschaft. Was dieser Gesellschaft fehlt ist Vergangenheit und Erfahrung. Sie müssen all dies lernen, ebenso wie Führung, städt. Leben unter Recht und Gerechtigkeit, Freiheiten im Rahmen der Gesetze, Kriegsführung zwecks Erweiterung des Landes. Pampa setzt Könige ein, woraus Dynastien entstehen. Die Glaubensrichtung ist durch das Ramayana vorgegeben, es erfolgt die Trennung von Staat und Religion. Religion ist eher eine singuläre Angelegenheit, Gebetszusammenkünfte gelten als politische Veranstaltungen. Es stellt sich heraus, dass Menschen ihren freien Willen leben. Ihren Alltag bilden sie in den Tempelmauern ab mit erotischen Figuren, die umstritten sind, da sie Unzulänglichkeiten offenlegen. Freude läßt sich nicht von oben diktieren.

Inhalt

Victory City von Salman Rushdie

Südindien im 14. Jahrhundert: Die neunjährige Waise Pampa Kampana wird von einer Göttin auserkoren, ihre menschliche Hülle und ihr Sprachrohr in die Welt zu sein. In ihrem Namen erschafft Pampa aus einer Handvoll Samen eine Stadt: Bisnaga – Victory City, das Wunder der Welt. All ihr Handeln beruht auf der großen Aufgabe, die ihr die Göttin gestellt hat: den Frauen in einer patriarchalen Welt eine gleichberechtigte Rolle zu geben. Aber die Schöpfungsgeschichte Bisnagas nimmt mehr und mehr ihren eigenen Lauf. Während die Jahre vergehen, Herrscher kommen und gehen, Schlachten gewonnen und verloren werden und sich Loyalitäten verschieben, ist das Leben von Pampa Kampana untrennbar mit dieser Stadt verbunden. Von seinem Aufstieg zu einem Weltreich bis zu seinem tragischen Fall.

Kritik

Den Prozess  „Gesellschaft“  begleitet Pampa durch Flüstern. Dem König flüstert sie vom Ende des Krieges, von der Versorgung Bisnagas mit Wasser, von Kultur. Der König führt aus. Pampa Kampana ist die Königin – die Mutter – die Revolutionärin – die Hexe. Sie sieht Mann und Frau gleichberechtigt, ebenso  das Volk und die Oberhäupter. Schließlich setzt Pampa Prinzessinnen aufgrund des monarchistischem Blutes an die Spitze des Landes, die Prinzen werden ins Exil geschickt. Dieser fesselnd geschriebene Roman entführt uns augenscheinlich in eine komplett andere Welt, doch beim zweiten Hinsehen fallen uns viele Parallelen zur Gegenwart auf. Sehr empfehlenswert!

Salman Rushdie, 1947 in Bombay geboren, studierte in Cambridge Geschichte. Sein Roman »Mitternachtskinder« wurde mit dem Booker Prize ausgezeichnet und machte ihn weltberühmt. Seine bislang erschienenen Romane erhielten renommierte internationale Preise und sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt. 2007 schlug ihn die Queen zum Ritter. Neben seinen literarischen Arbeiten veröffentlichte Salman Rushdie immer auch Essays in namhaften internationalen Medien, die ihn als brillanten Literatur- und Gesellschaftskritiker zeigen. Der Roman „Victory City“ wurde von Bernhard Robben übersetzt hat 416 Seiten und ist am 20. April 2023 im Penguin Verlag erschienen.

Bewertung: 8,4/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4