Sara Sligar – Alles, was zu ihr gehört

Frauen Portrait / Drama

Sara Sligars temporeiches Debüt mit „Alles, was zu ihr gehört“: Eine berühmte Fotografin stirbt unter mysteriösen Umständen, zwanzig Jahre später ist eine junge Frau besessen davon, die Wahrheit rauszufinden – um jeden Preis. Das ist sie sich irgendwie schuldig, merkt sie im Verlauf der Zeit und der Texte, die sie findet. Doch für ihren Auftraggeber, den Sohn der Toten, sind andere Dinge wichtiger, sie soll archivieren und chronologisch aufarbeiten, was seine Mutter gemacht hat, was sie wollte, wie sie mit ihrem Leben zurechtkam. Ein faszinierendes Werk über zwei vollkommen unterschiedliche Frauen, die eine schon tot, die andere auf Recherche, aber nicht vollkommen ausgeglichen. Zwischendrin ein Mann, der Sohn einer Künstlerin mit seinen beiden Kindern. Alles verlorene Seelen, egal mit welchem Ergebnis die Recherche der ehemaligen Journalistin endet. Wie starb eine weltberühmte Künstlerin wirklich?

Inhalt

Die junge Archivarin Kate soll den riesigen Nachlass der Künstlerin Miranda Brand sortieren. Auftraggeber ist Theo, Mirandas Sohn. Der Mittdreißiger ist schön, kühl, wohlhabend. Und übt eine gefährliche Anziehung auf Kate aus. Immer tiefer verstrickt sie sich in das Leben der Brands, liest heimlich das Tagebuch der Künstlerin. Die Beschäftigung mit Mirandas Tod wird ihr zur verhängnisvollen Obsession. Wurde die Fotografin ermordet? Was weiß Theo darüber? In atemberaubenden Bildern und glasklarer Sprache dringt Sara Sligar ein in die Geheimnisse und Lügen zweier magnetischer Frauen, die mehr verbindet, als sie ahnen. Kate will alles wissen, ihr altes Leben zurücklassen, in dem sie gedemütigt wurde, in dem ein Vorgesetzter seine Macht ausspielen wollte. Sie hat ihn lange gewähren lassen, bis sie es wagte aufzubegehren und damit leider verlor, ihre Karriere, ihre Selbstachtung, ihr Gleichgewicht. Doch das möchte sie jetzt zurückgewinnen. Es wirkt alles gut, bis sie manisch wird, bis sie die Geschichte nicht mehr loslässt. Dabei hat sie sich schon viel zu sehr auf ihren Arbeitgeber eingelassen.

Kritik

Ein spannendes und lehrreiches Buch. Wie geht frau mit Männern um, wie kann sie sich in dieser Welt behaupten, ohne Entbehrungen, ohne Gewissensbisse, ohne negative Erfahrungen? Das muss doch möglich sein? Die eine Frau ist in sich und ihrer Ehe gefangen, hat Angst vor einem Kind und den Folgen, während die andere gerade alles verloren hat und sich nichts mehr wünscht als ein geregeltes Leben, ein sicheres, ohne Eskalationen. Doch die Arbeit beim neuen Arbeitgeber überfordert sie, emotional. Auf vielfältige Art und Weise. Ein sehr gut beobachtetes Geschehen, ein guter Roman.

Sara Sligar lehrt Englisch und Kreatives Schreiben an der University of Southern California. Sie promovierte über den Zusammenhang zwischen Literatur und modernem Strafrecht und veröffentlichte Kurzgeschichten. Sie lebt mit ihrem Hund Wilkie in Los Angeles. Eine junge Frau, die mit „Alles, was zu ihr gehört“ ein Ausrufezeichen in der Literaturwelt gesetzt hat. „Alles, was zu ihr gehört“ heißt im Original „Take me apart“ hat 432 Seiten und ist im Hanserblau Literaturverlag am 20. Juli 2020 erschienen, das Taschenbuch wird im März 2022 veröffentlicht.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4