Marian Engel – Bär

Selbstfindung / Drama

Marian Engel lebte von 1933 bis 1985. Den Bestseller „Bär“ schrieb sie 1976 und erhielt dafür den wichtigsten literarischen Preis Kanadas. Wieder entdeckt wurde dieser Roman von Kristine Bilkau, die nach acht Monaten Pandemie 2020 auf dieses Werk stieß und beschloss, es wieder zugänglich zu machen. Es geht um Besitzansprüche und Freiheit, Macht und Gewalt und das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Gerade in Pandemiezeiten zeigt das Buch auf, dass Natur nicht beherrschbar ist. Zunächst zieht die LeserInnen die Weite und Ruhe Kanadas in den Bann; die Inseln, das Wasser… Es geht um eine Archivarin, die auf einer Flussinsel die Hinterlassenschaften von Schriften und Büchern für das Institut, an dem sie arbeitet archivieren und katalogisieren sollte. Im zeitigen Frühjahr verlässt sie die Stadt  und taucht in eine völlig neue Welt ein. Was ihr bis dahin nicht bekannt war: zu dem Anwesen gehört seit langen Jahren ein Bär. Er lebt angekettet in einem Schuppen und muss von ihr versorgt werden. Ganz allmählich nähern sich beide einander an, gehen gemeinsam schwimmen und tollen, später kommt der Bär auch zu ihr ins Haus.  Es verlockt sie, die andere Kreatur zu ergründen und nähert sich ihm immer näher an,  bis es zum Austausch von Berührungen kommt. Einseitig entstehen Gefühle und Erwartungen, die dem wilden Tier natürlich völlig fremd sind. Bevor der Winter Einzug hält, muss sie jedoch wieder zurück an ihren eigentlichen Arbeitsplatz; nimmt aber eine ganze Menge Einsichten, Eindrücke, Veränderungen… mit in ihre ganz andere Welt.

Inhalt

BAeR von Marian Engel

Lou ist eine schüchterne, fleißige Bibliothekarin. Sie lebt eine maulwurfartige Existenz, begraben zwischen vergilbten Karten und Manuskripten in ihrem staubigen Kellerbüro. Den Sommer soll sie auf einer abgelegenen Flussinsel im Norden Kanadas verbringen, um den Nachlass von Oberst Jocelyn Cary zu katalogisieren. Dass sie nicht allein in der Einsamkeit der kleinen, wuchernden Insel lebt, sondern sich auch um einen halbzahmen Bären kümmern muss, hat ihr vorher niemand erzählt. Als der Sommer über der Flussinsel blüht und Lou die Stadt von sich abschüttelt, verfliegt der erste Schreck über dieses hungrige, undurchschaubare Wesen mit seinem dicken Pelz und seiner rauen Zunge, und Lou erforscht die Grenzen ihrer Lust…

Kritik

Ein sehr kurzweiliges, höchst interessantes Buch mit gerade mal ca. 200 Seiten. Gut, das das noch ein Comeback erfahren durfte. Die Lobeshymnen über den kanadischen Roman, die Novelle, waren geradezu berauschend. Das Buch zu lesen ist interessant, gut geschrieben und ein wenig eigen. Aber warum nicht, die Thematik passt. Damals waren wir gesellschaftlich noch freier als heutzutage, wo eine Rückentwicklung zu beobachten und zu befürchten ist.

Marian Engel (1933-1985) wurde in Toronto, Kanada, geboren. Sie studierte Franzöisch in Aix-en Provence und arbeitete als Übersetzerin in England. Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Toronto Book Award. »Bär« ist ihr bekanntester Roman, den sie 1976 veröffentlichte und für den sie mit dem General Gouverneurs Award, dem wichtigsten literarischen Preis Kanadas, ausgezeichnet wurde. Marian Engel war 1973 Gründungsmitglied und erste Vorsitzende der Writer‘s Union of Canada. „Bär“ („Bear“), der von Gabriele Brößke übersetzt wurde hat 208 Seiten. Erschienen ist die Wiederveröffentlichung am 22. Februar 2022.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4