Tobias Bamborschke – Schmetterling im Winter

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Gedichte / Lyrik

In meinem Knallkopp sind einige Schrauben locker. Das klappert und rasselt und macht mich verrückt. Lakonisch und mit heiter-schonungslosem Pathos vermisst der wütende Melancholiker Tobias Bamborschke die ausweglose Nüchternheit des Alltags. Er ist zudem Sänger der Band Isolation Berlin. Das hat viel mit den Texten ihres Sängers zu tun – Tobias Bamborschke. Bamborschkes „Gedichte, Gedanken und Spelunken“ gehen kein bisschen weniger ins Mark. Hier ist einer, der sich mit allem, was er hat, der eigenen Zerbrechlichkeit stellt; der sich bitter-humorvoll zur Wehr setzt, wenn die brutale Realität seiner Sehnsucht nach dem echten Gefühl einen Strich durch die Rechnung macht. Mit einer fast schon unheimlichen Leichtigkeit, Lust und Melodie führt uns Bamborschke an unpoetischen Straßen, Alkoholiker-parks und haarsträubenden S-Bahn-Fahrten entlang in gedankliche Abgründe voller funkelnder Sprachbilder für Gefühlswelten und vermeintlich Alltägliches. Das ist große Kunst.

Inhalt

Kurze Gedichte, kurze Gedankenspiele, die wohl einer/m jeden aus dem Herzen spricht. Das ist hier große Kunst in kurzen Phrasen und Strophen. Eine verlorene Seele spricht uns an, zeigt uns, wie wir die Welt sehen, uns aber nicht trauen, es auszusprechen. Mal heiter, mal melancholisch, mal Trübsal blasend oder hoffnungsvoll in einer komplizierten Welt, die wir uns selbst nur kompliziert machen, was Beziehungen und das kleine Streben nach Glück anbelangt. Was wäre alles möglich, würden wir offener, ehrlicher oder fordernder die Welt umarmen und die Menschen gleich mit, von denen natürlich nicht jede/r gut für uns oder generell gut sein kann. Aber wir versuchen es immer wieder, wollen an das Gute in uns selbst und anderen glauben. Ein positives Gedicht wie „Sommer in Berlin“, ein selbstbezogenes wie „Ein Trend, der Schule macht“ oder „Reisebericht“ mit einer allgemeinen Aussage, die vermutlich viele zu einem bestimmten Zeitpunkt unterschreiben würden. Die „verwirrende Erkenntnis“ ist uns allen nur allzu sehr bekannt, hoffnungsvoll ist „Die besten Jahre“. Die erste Seite von „Charly“ ist ebenfalls beeindruckend.

Kritik

Gedichte haben es mir selten angetan, allein, ich verstehe den tieferen Sinn in ihnen selten. Da ist das hier ein Wohlgefallen. Typen wie Bukowski sind klasse wenngleich anstrengend. Was Tobias Bamborschke zu Papier gebracht hat, bewegt, in gleich mehreren seiner kurzen Gedichte und Gedanken. Lest euch die kurzen Texte mehrfach durch, ihr werdet euch wiederfinden in der Melancholie, die einen jeden von uns manchmal übernimmt. Da könnten oder sollten wir doch eventuell mal in die Texte seiner Band reinhören, oder?

Tobias Bamborschke, 1988 in Köln geboren und in Berlin aufgewachsen, ist Sänger und Texter der Band Isolation Berlin. Bamborschke beherrscht als immer am Abgrund balancierende Rampensau wie sonst kaum jemand die Kunst, seine Zuhörer in den Bann zu ziehen und hat bereits als Lyriker für Furore gesorgt. 2017 erschien sein viel beachteter erster Gedichtband »Mir platzt der Kotzkragen.« „Schmetterling im Winter. Gedichte, Gedanken und Spelunken“ hat 128 Seiten und wird im KiWi (Kiepenheuer & Witsch) Verlag (Galiani Berlin) am 07. Oktober erscheinen.

Bewertung: 8,2/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4