Wintermärchen

Gewaltdrama

Deutschland in eisigen Zeiten und ein rechtsradikales Trio im Wahn. Jan Bonnys „Wintermärchen“ ist ein Film, den man sich unbedingt antun sollte. Nach dem Cannes-Beitrag „Gegenüber“ begeisterte der zweite Kinofilm des Kölner Regisseurs als einziger deutscher Beitrag im Internationalen Wettbewerb auf dem Locarno Festival 2018. „Wintermärchen“ dauert mehr als zwei Stunden und ist ein Gewaltfestival, das sich zum Teil in Sex wiederspiegelt, zum Teil nur im Kopf stattfindet. Zwei junge Erwachsene, die nicht wissen, wohin mit ihrer überschüssigen Kraft, die etwas erleben wollen und müssen und sich dafür Verbrechen gegen Ausländer ausgesucht haben bzw. die von anderen in diese Richtung geschoben und instruiert wurden. Zwei Menschen, die jeglichen Halt im Leben verloren haben, zudem noch ein verrückter Dritter. Wie einfach können doch Verbrechen, können Morde sein?!

Inhalt

„Es muss mal wieder richtig knallen!“ Beckys (Ricarda Seifried) und Tommis (Thomas Schubert) Beziehung wird dominiert von zerfressender Langeweile, Frust und Abhängigkeit. Ihr Kosmos in der schmuddeligen Wohnung ist winzig, ihre Pläne groß. Zusammen wollen sie als Terrorzelle Ausländer ermorden und landesweite Aufmerksamkeit erzeugen! Dafür nehmen sie ein zurückgezogenes Leben und wenig Luxus in Kauf. Plötzlich steht Maik (Jean-Luc Bubert) in der Küche und aus dem passiven Duo wird ein explosiver Dreier. Doch ihre angeblichen Werte wie Ehre, Stolz und Loyalität versumpfen zunehmend in Orientierungslosigkeit und ihre Radikalität sprengt alle Grenzen. Nach etwa 45 Minuten möchte man den Film ausschalten, hat alles an Sex und Gewalt gesehen, was es geben könnte. Doch weit gefehlt, dann geht es mit dem Gewaltdrama erst richtig los. Das dürften nicht alle ZuschauerInnen vertagen und aushalten können. Ein Psychogramm, eine Studie über eine Generation der Ausweglosigkeit, eine Studie über die Lust an Gewalt. Ein genialer Film!

Kritik

Was für ein Film. Aus dem US-Amerikanischen kennen wir solche Geschichten ansatzweise schon, doch steht bei denen weniger die Action im Vordergrund. Hier wird es einem in zwei Stunden nicht langweilig. Das ist vor allem den sehr guten DarstellerInnen zu verdanken und den Gaststars, die dem Film zu mehr Publicity verhelfen. Ricarda Seifried („Technically Single“, „Endlich Leben“) und Thomas Schubert („Wilde Maus“, „Das finstere Tal“) haben hier perfekte Rollen, die sie ebenso ausfüllen.

Die Extras enthalten den Trailer und Filmtipps.

Wintermärchen: D 2018; Regie: Jan Bonny; Darsteller: Ricarda Seifried, Thomas Schubert, Jean-Luc Bubert, Lars Eidinger, Victoria Trauttmansdorff; FSK: ab 16 Jahren; Dauer: 125 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, 2.0; Untertitel: Englisch; Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©W-Film / Lighthouse Home Entertainment. Veröffentlichung Verkauf: 27. September 2019.

Bewertung: 8/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 3/4 – Anspruch: 3/4