Jenny Quintana – Lost Sister

Thriller-Drama

Es sind psychologisch interessante Romane, die mit Schuld, Verlust und Angst spielen. „Lost Sister“ ist der Debutroman von Jenny Quintana, einer Britin. Ein Roman aus Frauensicht und ohne die ganz großen Höhepunkte, was Action anbelangt, wohl aber die emotionale Tragweite gut beschreibt, den Schmerz und die Trauer, den Verlust, der unterschiedliche Gründe und Vorgeschichten hat. Im Jahr 1982 verschwindet ein 15-jähriges Mädchen spurlos. Was ist mit ihr passiert? Das finden wir am Ende des Romans heraus. Abwechselnd pro Kapitel beschreibt der Roman aus Sicht der kleine Schwester Anna, ebenjene Zeit und die Gegenwart Jahrzehnte später, als die Mutter letztlich auch verstorben ist. Ein Roman fast ohne Höhepunkte, aber dennoch intensiv. Die Auflösung ist zu simpel oder unaufgeregt geraten, oder?

Inhalt

Anna kann den Tag nicht vergessen, an dem ihre große Schwester spurlos verschwand. Auch nach über dreißig Jahren nicht. Die Lücke, die Gabriella hinterließ, ist einfach zu groß. Die Familie brach über dem Verlust auseinander, und Anna floh so weit fort, wie es nur ging, zuletzt arbeitet sie in Athen. Nun ist sie zurück, um nach dem Tod ihrer Mutter deren Angelegenheiten zu regeln. Doch je länger Anna sich in ihrer Heimatstadt aufhält, desto größer wird ihre Obsession herauszufinden, was damals wirklich geschah. Dabei ahnt sie nicht, dass die Wahrheit schlimmer und gefährlicher ist als jede Ungewissheit. Ihre Mutter hat noch einen Auftrag zur Haushaltsauflösung angenommen, bei einem der früheren Verdächtigen, der womöglich Kontakt zur Familie hatte. Von den früheren direkten Kontakten zu Anna sind nur Rita, eine Freundin ihrer Mutter, und Martha, eine Bekannte von Gabriella damals, geblieben. Anna sucht Kontakt zu einem Mann vor Ort, der sie in ihrer Einsamkeit ablenken könnte. Bei ihren Nachforschungen findet sie ein Portrait und stellt sich damit endlich nach dem traumatischen Erlebnis im Jahr 1982 die richtigen Fragen. Das Verschwinden ihrer geliebten Schwester und der darauffolgende Tod ihres Vaters sollen sie nicht länger belasten.

Kritik

Der Roman ist gut, aber es fehlen tatsächlich die richtigen Höhepunkte, was am Schreibstil liegt und vermutlich gewollt gewesen ist. Die Auflösung kommt zu unaufgeregt rüber, kann uns nicht mehr schocken, ist eher eine Erleichterung, für alle Beteiligten. Dennoch, oder gerade deswegen habe ich den Roman gerne gelesen, wenngleich es schon ein wenig gedauert hat – ein Pageturner ist das nicht wirklich. Muss aber auch nicht, oder?

Aufgewachsen in Essex und Berkshire ging Jenny Quintana für ihr Studium der englischen Literaturwissenschaft nach London. Dort und später auch in Athen und Sevilla arbeitete sie als Englischlehrerin, bevor sie mit ihrer Familie zurück nach Berkshire zog. »Lost Sister« ist ihr erster Roman. „Lost Sister“ heißt im Original „The Missing Girl“ wurde von Nikolaus Stingl übersetzt, hat 351 Seiten und ist am 18. Mai im Goldmann Verlag erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4