Margriet de Moor – Von Vögeln und Menschen

Krimidrama

Der Roman „Von Vögeln und Menschen“ von „Margriet de Moor steht unter dem Motto „Rache“. Drei Frauen dominieren die Erzählung und sind eng miteinander verwoben. Einer Frau und Mutter wird ein Mord an einem alten Herrn angelastet; die Indizien sprechen für sie, so dass die Frau aufgrund der polizeilichen Ermittlungen den Tag in ihrem Gedächtnis abspeichert. Ein widerrufenes Geständnis ändert daran nichts, sie muss die Strafe absitzen. Die eigentliche Mörderin schweigt. Zurück bleibt die traumatisierte 9-jährige Tochter, in der sich der Drang nach Rache manifestiert. So geschehen zwei Morde, für die auch gebüßt wird. Der Roman ist interessant strukturiert und raffiniert erzählt: Es liegt keine Chronologie des Geschehens vor. Hinter einer banalen Erzählung liegen die Ereignisse im nebulösen Hintergrund. Die Protagonisten werden durch ihr Handeln definiert.

Inhalt

Marie Lina ist seit Langem glücklich verheiratet, ihr Leben scheint in geordneten Bahnen zu verlaufen. Wäre da nicht diese alte Wut, die unter der Oberfläche schlummert. Jahrzehnte zuvor, Marie war noch ein Kind, büßte ihre Mutter für einen Mord, den sie nicht begangen hat. Seitdem lässt Marie Lina der Gedanke an die Ungerechtigkeit nicht los – bis sich eines Tages die Gelegenheit ergibt, Rache zu nehmen. Wird sie die Möglichkeit aufgreifen und zu dem Mittel greifen, oder schreckt sie vor den Folgen und der Gewalt zurück? Kann sie die Richterin spielen und die Situation letztlich regeln? Ein spannender Roman, der mit ethischen Themen spielt und sie den LeserInnen vor Augen hält. Nur müssen wir uns irgendwann entscheiden, was wir wann besser finden, womit wir leben können.

Kritik

Bei manchen Passagen stehen die LeserInnen vor einem Fragezeichen und lassen ihn verstört zurück. Später fügt sich alles zusammen, so z.B. auch der Schluss, der viele Seiten vorher bereits beschrieben steht, ohne dass der Leser das Geschehen einordnen kann. Ein durchaus lesenswertes, fesselndes Buch in ungewöhnlicher Schreibart. Empfehlung: keine zu lange Pausen im Durchlesen einlegen.

Margriet de Moor, geboren 1941, studierte in Den Haag Gesang und Klavier. Nach einer Karriere als Sängerin, vor allem mit Liedern des 20. Jahrhunderts, studierte sie in Amsterdam Kunstgeschichte und Architektur. Sie veröffentlichte zunächst die Erzählungsbände „Rückenansicht“ (dtv 11743) und „Doppelportrait“ (dtv 11922). Schon ihr erster Roman „Erst grau, dann weiß, dann blau“ (dtv 12073) wurde ein sensationeller Erfolg und in alle Weltsprachen übersetzt. „Von Vögeln und Menschen“ hat 269 Seiten, wurde von Helga van Beuningen aus dem Niederländischen übersetzt und ist im Deutschen Taschenbuch Verlag (DTV) am 23. August erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4