Erotikdrama
Mit „99 Moons“ feierte Regisseur Jan Gassmann in der ACID-Sektion der Filmfestspiele von Cannes 2022 die Weltpremiere eines klugen, erotischen Dramas. In Kameraführung von Yunus Roy („Systemsprenger“), erforscht der Film den Magnetismus und die Machtspiele sexueller Anziehung: Beeindruckend dargestellt von den beiden Newcomern Valentina Di Pace und Dominik Fellmann. Ein spannender und erotischer Film, der allerdings nicht unbedingt die beste Seite unseres Sexuallebens beleuchtet. Liebe und Sex rein positiv zu betrachten, wann haben wir das zuletzt in einem seriösen Erotikfilm gesehen? Nun ja, Probleme zu haben, ist des Menschen Aufgabe. Aus sexuellen Machtspielen, aus anonymem Sex wird eine Beziehung. Doch was den Film letztlich wirklich ausmacht, sind die vielen Wechsel, eine Erzählung der Geschichte, in der vieles übersprungen und ausgelassen wird.
Inhalt
Die 28-jährige Wissenschaftlerin Bigna (Valentina Di Pace) fühlt sich gezwungen stets alles unter Kontrolle zu behalten und liebt zugleich das Risiko. In anonymen Rollenspielen mit wechselnden Partnern findet sie ihre persönliche sexuelle Erfüllung. Doch das Treffen mit dem 33-jährigen Frank (Dominik Fellmann) verläuft nicht nach Plan. Entgegen ihrer Versuche, das aufkeimende Begehren abzuschütteln, berührt der hedonistisch lebende DJ etwas in ihr. Über mehrere Jahre hinweg verstricken sich Bigna und Frank in einer ebenso leidenschaftlichen wie verhängnisvollen Affäre. So richtig gut funktioniert es nicht, aber sie finden zusammen und probieren es mit einer Beziehung. Beide versuchen neu anzufangen, aber die Sucht nach dem jeweils andern verfolgt sie Tag für Tag. Und so treffen sie sich wieder. Und wieder. Nebenbei beginnt Bigna eine andere Liaison mit einem Arbeitskollegen. Doch glücklich kann sie in einer monogamen Beziehung offenbar nicht sein. Was soll sie nur machen, wie kann sie fortan leben, wie will sie leben. Während immer die Gefahr besteht, dass sie oder ihre Partner in den emotionalen Situationen gefangen sind und zugrunde gehen.
Kritik
Warum muss Sex immer negativ dargestellt werden? Ist das nicht etwas Befreiendes, etwas Schönes? Nein, es ist im Film eine Obsession aus der vielleicht eine Beziehung entsteht, doch ebenjene ist fragil, hängt davon ab, ob Menschen lieber die Sicherheit und Liebe wählen oder den kurzen Kick, die Verliebtheit und die Wollust. Der Film ist gut, aber die vielen Sprünge, bei denen uns die Entwicklung nicht gezeigt wird, nerven gewaltig.
In den Extras befinden sich der Trailer und Filmtipps.
99 Moons: Schweiz 2022; Regie: Jan Gassmann; Darsteller: Valentina Di Pace, Dominik Fellmann, Danny Exnar, Jessica Huber; FSK: ab 16 Jahren; Dauer: 112 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, Schweizerdeutsch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Pierrot le Fou / Alive. Veröffentlichung Verkauf: 31. März 2023.
Bewertung: 7,8/10 Punkten
Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 3/4 – Anspruch: 2/4