Camgirl

Erotisches Suchtdrama

Regisseur Ben Hozie, im wahren Leben eigentlich Frontmann der New Yorker Artpunk-Band Bodega, erschuf mit „Camgirl – Wahnsinnige Begierde“ eine ultramoderne und zutreffende Bestandsaufnahme heutiger Beziehungen durch die Linse einer verfremdeten Realität. Die erotische Internet-Romanze scheut sich nicht vor Tabus, fordert vollen Einsatz von den bis ins Detail überzeugenden Hauptdarstellern (darunter eine absolut betörende Julia Fox aus Netflix‘ Adam-Sandler-Drama „Uncut Gems“) und wirkt wahrscheinlich genau deswegen umso echter. Sex’n’Talk für das neue Millenium! Camgirl zu sein kann heutzutage lukrativ sein, ob es via TikTok (wenn man das dazuzählen darf) oder Only Fans ist, ob Chaturbate oder andere Formate, in denen sich ausgezogen wird oder nicht, in denen Sextalk betrieben und Obsessionen ausgelebt werden dürfen, von beiden Seiten aus. Ein Typ ist Sex- und Spielsüchtig und gibt sein ganzes Geld für diese zwei Sachen aus. Kann er noch normal leben?

Inhalt

Jack (Peter Vack), der als Online-Poker- und Black Jack-Spieler seine Zeit hauptsächlich vor dem Bildschirm verbringt und selten sein eher heruntergekommenes New Yorker Apartment verlässt, rutscht immer tiefer in eine leidenschaftliche Besessenheit, als er online die atemberaubende Dominatrix Scarlett (Julia Fox) kennenlernt. Was mit kurzer Befriedigung und einer gegenseitigen Neugier beginnt, steigert sich schnell in eine Obsession, in der virtuelle Realität und die wirkliche Welt in einem Wirbel der Lust verschmelzen – bis Jack vermutet, die angeblich an der Westküste lebende Scarlett bei einem Spaziergang in Chinatown erspäht zu haben. Im Rausch der Gefühle entwickelt sich eine dramatische Romanze zwischen zwei Menschen, die am jeweils anderen Ende des Monitors ihre ganz eigene Wirklichkeit erleben. Im Rausch der Token, die Jack ständig ausgibt, wünscht er sich mehr Nähe zu der Frau. Kann das sein, dass sie in New York lebt, kann er sie im realen Leben treffen? Wie weit geht die Obsession, wie wird sie auf ihn reagieren?

Kritik

Die ersten 20 Minuten sind stark, das Psychogram eines Süchtigen, ob im Casino oder bei Sexarbeiterinnen im Netz. Das ist ziemlich treffend gezeichnet, ein bemitleidenswerter Mensch. Ab der zweiten Hälfte wird uns das Leben der Frau hinter der Kamera offenbart, am Ende könnten sie so oder so aufeinandertreffen, im realen Leben…

Im Bonusmaterial befinden sich der Trailer und Filmtipps.

Camgirl (O: PVT CHAT): USA 2020; Regie: Ben Hozie; Darsteller: Julia Fox, Peter Vack; FSK: ab 18 Jahren; Dauer: 86 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, Englisch 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 2,00:1 (16:9 anamorph widescreen); Vertrieb: ©Meteor Film. Veröffentlichung Verkauf: 26. März 2021.

Bewertung: 7,4/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 3/4 – Anspruch: 2/4