Dirk Schümer – Die schwarze Rose

Historienroman

Endlich wieder ein Historienroman, davon gibt es in den letzten Jahren wenige oder nur von Autoren, die ständig über das Sujet schreiben. Mit „Die schwarze Rose“ von Dirk Schümer ist es ein anspruchsvoller Roman geworden, der die Zeit, die Politik, die Religion und die Gesellschaft beschreibt und immer wieder weit ausholt, bevor es in dem Buch um die Protagonisten geht. Als Ketzer denunziert, muss sich der deutsche Prediger Eckhart von Hochheim im Jahr 1328 am Hof des Papstes in Avignon der Inquisition stellen. In Begleitung seines Novizen Wittekind wird Meister Eckhart Zeuge eines blutigen Raubüberfalls. Als Wittekind selbst angegriffen wird, ahnen die beiden, dass sie in einen Finanzbetrug von europäischem Ausmaß hineingezogen werden. Im Schatten des Papstpalasts ist auch der geheimnisvolle Franziskaner William von Baskerville den Tätern auf der Spur. Dort, wo Umberto Ecos „Der Name der Rose“ aufhört, setzt Dirk Schümers packender historischer Roman an. Wir erleben eine finstere Metropole der Religion.

Inhalt

Die schwarze Rose von Dirk Schuemer

Avignon nicht Rom, das war im 14. Jahrhundert der Sitz des Papstes. Zumindest eines Papstes, der seine Macht und seinen Reichtum etablieren und ausbauen wollte. In einer Stadt, in der die Angst um sich geht, sind es die Kleriker, die alles in der Hand haben. Aus anderen Teilen Europas müssen Geistliche anreisen, um sich hier den Inquisitoren zu stellen. Unter anderem der Deutsche Eckhart von Hochheim und sein Novize Wittekind. Letzterer ist fortan die Hauptperson, die in Avignon allerhand erlebt. Gleich mehrfach muss er um sein Leben fürchten, wobei es zu Beginn ein Zufall ist, dass er eine Schatulle findet und sie versteckt. Die ist von höchster Bedeutung für den Papst und eine andere Person. Damit könnte Politik gemacht werden, die Geschichte verändert werden. Doch Wittekind lernt neue Menschen kennen, macht sich seinen Reim auf die vielen Personen und findet letztlich die Zusammenhänge heraus, manchmal ein wenig spät, am Ende aber fast im Stile eines Sherlock Holmes. Nur, dass er ein kleiner Novize bleibt, der seinen Platz in der Welt des Mittelalters noch finden muss.

Kritik

Anspruchsvoll, umfangreich und mit vielen historischen Details versehen. Selten habe ich für einen Roman fast zwei Monate gebraucht, was aber nicht nur am Werk lag. Hätte die Story stringent erzählt werden können, es wäre spannender gewesen. So lernen wir vieles über die Zeit, was auch gut ist. Die Zeit der Inquisition, der Scheiterhaufen, der ganzen Brutalität der katholischen Kirche, gegen alle Andersgläubigen und selbst gegen andere Auslegungen der katholischen Glaubenslehre.

Dirk Schümer wurde 1962 in Soest geboren und studierte Germanistik, Philosophie und mittelalterliche Geschichte in Hamburg und Paris. Ab Anfang der 1990er Jahre arbeitete er als Redakteur und Kulturkorrespondent der F.A.Z. in Venedig und Wien. Seit November 2014 ist er in gleicher Funktion für die Welt-Gruppe tätig. „Die schwarze Rose“ hat 602 Seiten und ist am 23. November 2023 im btb Verlag als Taschenbuch erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4