Harald Welzer – Alles könnte anders sein

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Sachbuch / Philosophie / Gesellschaftsutopie

Das neue Sachbuch von Harald Welzer zeichnet auf weniger als 300 Seiten eine gut verständliche und zum Teil amüsante Umgestaltung der Welt. In einem Rundumschlag widmet er sich allen drängenden globalen Problemen wie Autonomie, Nachhaltigkeit und Solidarität. Die heutige Gesellschaft hat Angst vor allem, obwohl wir in den sichersten Zeiten leben, die es je gab. Mutig empfiehlt er von eingefahrenen Pfaden abzuweichen und Neues zu wagen in einer Zeit, da ständig Meldungen kursieren, wie Ende des Wachstums oder Klimakatastrophen. Etwa die Hälfte des Buches befasst sich mit den Problemen der Welt aufgegliedert in Legobausteine. Ein Kind kann sich mit Lego seine Wunschwelt erschaffen. In der Spiegel-Bestseller-Liste belegt das Buch Rang 15 im Sachbuchsegment, immerhin ist es schon seit Monaten im Handel. Ein Werk, dass ihr euch ansehen solltet.

Inhalt

Heute glaubt niemand mehr, dass es unseren Kindern mal besser gehen wird. Muss das so sein? Muss es nicht! Der Soziologe und erprobte Zukunftsarchitekt Harald Welzer entwirft uns eine gute, eine mögliche Zukunft. Anstatt nur zu kritisieren oder zu lamentieren, macht er sich Gedanken, wie eine gute Zukunft aussehen könnte: In realistischen Szenarien skizziert er konkrete Zukunftsbilder u.a. in den Bereichen Arbeit, Mobilität, Digitalisierung, Leben in der Stadt, Wirtschaften, Umgang mit Migration usw.

Erfrischend und Mut machend zeigt Harald Welzer: Die vielbeschworene „Alternativlosigkeit“ ist in Wahrheit nur Phantasielosigkeit. Wir haben auch schon viel erreicht, auf das man aufbauen kann. Es ist nur vergessen worden beziehungsweise von anderen Prioritäten verdrängt. Es kann tatsächlich alles anders sein. Man braucht nur eine Vorstellung davon, wie es sein sollte. Und man muss es machen. Die Belohnung: eine lebenswerte Zukunft, auf die wir uns freuen können. Anders als heute, das würden sich wohl viele wünschen, nur sind die Ziele sehr unterschiedlich…

Kritik

Wie wir es bei Welzer gewohnt sind, hat er gut recherchiert und führt Entwicklungen bis zurück ins Mittelalter bzw. der Antike an. Später gibt er an Beispielen an, dass seine Sicht auf die Zukunft gar nicht so utopisch ist, denn einiges wird bereits an manchen Orten erprobt. Ein großes Kapitel nimmt der Bereich Arbeit ein. Auch hier gibt es andere Modelle, die vielleicht besser in der heutigen Zeit wären. Sein Fazit: Es ist schon alles da, man muss es nur machen.

Harald Welzer, geboren 1958, ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen. In den Fischer Verlagen sind von ihm erschienen: „Opa war kein Nazi“. „Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis“ (zus. mit S. Moller und K. Tschuggnall, 2002), „Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden“ (2005), „Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ (zus. mit Sönke Neitzel, 2011), der „FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2017/18“ (2016), „Selbst denken“ (2013), „Autonomie. Eine Verteidigung“ (zus. mit Michael Pauen, 2015), „Die smarte Diktatur. Ein Angriff auf unsere Freiheit“ (2016) und zuletzt „Wir sind die Mehrheit. Für eine offene Gesellschaft“ (2017). Seine Bücher sind in 21 Ländern erschienen. „Alles könnte anders sein“ hat 320 Seiten und ist am 13. Februar im S. Fischer Verlag erschienen.

Bewertung: 8,8/10 Punkten

Spannung: 3/4 – Action: -/4 – Humor: 2/4 – Erotik: -/4 – Anspruch: 4/4