Drama / Satire
„Irdische Verse“ zeigt uns die Welt im Iran, die Menschen, die von den Behörden im Kleinen und Großen abhängig sind. Ob SchülerInnen oder Männer, die ihren Führerschein erneuern wollen. Sie alle müssen sich mit Menschen abgeben, die ihnen intime Fragen stellen, die sich in ihre Privatleben einmischen. Mit welchem Recht? Die Frage würde sich jede/r Deutsche sofort stellen, doch im Iran ist es gefährlich Widerworte zu haben und gegen die entscheidenden Personen zu agieren. In mehreren Episoden sehen wir, wie das Leben im Iran aussieht mit den Behördengängen. Während wir in Deutschland nur kurz auf einen neuen Führerschein warten müssen, gibt es im Iran die Ausgrenzung, die Erniedrigung und die lange Wartezeit auf wichtige Dokumente. Es ist nie gut, wenn einzelne wichtige Entscheidungen aufgrund persönlicher Präferenzen tätigen können.
Inhalt
In neun Episoden erzählt der in Cannes uraufgeführte „Irdische Verse“ von so profanen wie unfassbaren Begegnungen mit einer allgegenwärtigen Bürokratie und ihrer Kontrollmacht. Wenn Lichter und Irrlichter über dem geschäftigen Teheran in der Morgendämmerung zu blinken beginnen, ist der Auftakt gemacht für neue Strophen alltäglichen Irrsinns. Da möchte Vater Staat nicht nur ein Wörtchen mitreden bei der Namenswahl für Neugeborene. Auch in Modefragen und für politisch motivierte Hundeentführungen wird der Beamte hinter dem Schalter zum besten aller möglichen Berater. Es ist ein leise, aber beharrlich auftretender Zirkus, in dem Wahnwitz als Logik verkauft wird und dessen Manege der ganz normale Alltag ist. Mit scharfer Zunge und sarkastischem Witz erzählt das iranische Regie-Duo Alireza Khatami und Ali Asgari von neun Menschen, die zum Opfer der banalen Bosheit der Beamten werden. Ein gerade in seiner formalästhetisch radikalen Einfachheit aufwühlender, schwarzhumoriger Akt der Revolution.
Kritik
Iranische Filme muss man in einem anderen Kontext sehen. Hier darf nicht alles einfach so ausgesprochen werden. Stattdessen wird in Unterhaltungen in Behörden das System ad absurdum geführt, wobei nicht alle Gespräche ein negatives Bild des Regimes zeigen. Bürokratie gibt es halt auch anderswo – man nehme Deutschland als Beispiel… Okay, aber nur special interest.
Im Bonusmaterial gibt es die Hörfilmfassung sowie den Trailer und Filmtipps.
Irdische Verse (O: Ayeh haye zamini): Iran 2023; Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami; Darsteller: Bahram Ark, Arghavan Shabani, Servin Zabetian, Sadaf Asgari, Faezeh Rad; FSK: ab 6 Jahren; Dauer: 74 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, Farsi 5.1; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph); Vertrieb: ©Neue Visionen / Good Movies. Veröffentlichung Verkauf: 22. August 2024.
Bewertung: 7,7/10 Punkten
Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4