Janet Lewis – Verhängnis

Historienroman / Drama

Die Schriftstellerin Janet Lewis ist im selben Jahr geboren wie Ernest Hemingway, im Jahr 1899. Das steht im Nachwort des Romans „Verhängnis“, der im Original 1959 veröffentlicht worden ist. Nun erscheint er in deutscher Sprache mit einem Nachwort von Julia Encke, die sich an einer Einordnung der Person Janet Lewis versucht und ihren Roman einordnet. Ein Historienroman über die späten Jahre des Sonnenkönigs, über den Buchdruck bzw. Pamphlete gegen die Obrigkeit und die Folgen solcher Produktionen, die Replik darauf und Menschen, die darunter leider oder dadurch beeinflusst werden. Letztlich geht es in „Verhängnis“ um Liebe, Leid und Lust. Ein Sittenbild, das nicht urteilt, sondern die Handlung nachzeichnet, mit vielen unglaublichen Entscheidungen der drei ProtagonistInnen. Ein sehr schickes Buchcover!

Inhalt

In den Gassen von Paris geht ein Pamphlet von Hand zu Hand: Es diffamiert Ludwig XIV. und seine Mätressenwirtschaft. Der Sonnenkönig tobt und verlangt, den Urheber unverzüglich dingfest zu machen. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Als das Flugblatt dem jungen Buchbinder Paul Damas in die Finger kommt, schmiedet er zusammen mit seiner Geliebten Marianne, der Frau seines Meisters, einen perfiden Plan: Sie wollen dem Meister die skandalöse Schrift unterschieben und ihn an die Polizei verraten – und dann wie das Staatsoberhaupt frei in Lust und Laster leben. Aber Paul und Marianne ahnen nicht, welche fatalen Folgen ihre Intrige haben wird. Dabei hatte alles ganz gesittet und freundlich begonnen. Damas kam aus Auxerre nach Paris, um dort sein Glück zu versuchen und seine Exfreundin zu vergessen. Er fand eine Anstellung bei den Larchers. Jean und dessen Ehefrau Marianne sowie dem fast volljährigen Nicolas. Der wollte hinaus in die Welt, sie erkunden, Neues erleben. Dafür brauchte Jean einen neuen Gehilfen und fand in Paul einen tüchtigen und guten Buchbinder. Doch die Geschichte sollte letztlich nicht gut ausgehen. Paul und Marianne haben eine Affäre, statt sie zu beenden, überredet Paul die Frau, sich von Jean zu trennen und irgendwo anders mit ihm zu leben. Ein Plan ist gesponnen, nur leider gehen die wenigsten Pläne so auf, wie man sie gemeinsam entwickelt hat.

Kritik

Tatsächlich habe ich nicht darauf geachtet, wer das Buch vor allem wann geschrieben hat. Vielleicht ist es eher eine Momentaufnahme, aber der Schreibstil, die Geschwindigkeit, wirken auch die etwa 60 Jahre älter, die das Buch nun mal auf dem Buckel hat. Die Geschichte ist gut, aber viel zu ausschweifend und umständlich geschrieben, mit einem fulminanten und eher unnötigen Ende, aber das oblag natürlich der Autorin.  

Janet Lewis (1899 – 1998) wurde in Chicago geboren und lebte zumeist in Kalifornien. Früh begann sie Gedichte zu veröffentlichen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Dichter Yvor Winters, war sie ihr Leben lang politisch streitbar und aktiv, vehemente Kriegsgegnerin und Fürsprecherin der Indianer und Schwarzen. Mit „Die Frau, die liebte“ griff Janet Lewis einen der berühmtesten Justizfälle Frankreichs auf und schuf den fulminanten Auftakt zu ihrer Trilogie um strittige Justizfälle. „Verhängnis“ („The Ghost of Monsieur Scarron“, 1959), hat 444 Seiten, wurde von Susanne Höbel aus dem Amerikanischen übersetzt und ist im dtv (Deutschen Taschenbuch Verlag) am 23. Oktober 2020 erschienen.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 2/4 – Anspruch: 3/4