Romantische & humorvolle Selbstfindung
Manchmal bin ich schlicht zu spät dran, oder zu langsam – egal wie man es formulieren möchte. Hätte doch die Rezension von „Mookie – Weihnachten mit Schwein“, geschrieben von Laura Wohnlich, unbedingt in die Zeit vor Weihnachten gehört. Doch auch jetzt ist die Verliererballade mit der frohen Botschaft ein unbedingt empfehlenswertes Buch. Ein Schwein ändert die Welt des Protagonisten, auf märchenhafte und dennoch gleichzeitig sehr realistische Art und Weise. Joachim hat den Halt in seinem Leben verloren, Job weg, Sinn des Lebens weg, Freundin weg. Was nun? Jeden Tag Alkohol und Drogen sind nice, aber kein Dauerzustand. Also muss sich was ändern, wofür hat man studiert, wofür weiß man, wie das Leben eigentlich funktionieren sollte, oder könnte. Wenn man denn den Arsch hochkriegt, wenn man Unterstützung erfährt.
Inhalt
Wenige Tage vor Weihnachten steckt Joachim mitten in der Sinnkrise. Seit Wochen geht er kaum noch vor die Tür. Trinkt jeden Tag Alkohol, raucht ab und an Gras und kümmert sich nicht um sein Äußeres oder wie sich seine Finanzen künftig entwickeln sollen. Wird sich das jemals wieder ändern? Doch dann bekommt Joachim völlig überraschend ein Schwein geschickt. Einfach so, per Post. Ohne Absender, dafür quicklebendig. Joachim kann sich keinen Reim darauf machen. Und so fasst er einen folgenschweren Entschluss: Gemeinsam mit seinem neuen Haustier, das er auf den Namen Mookie tauft, wagt er sich hinaus in die Winterkälte, um das Rätsel zu lösen. Ein unglaubliches Abenteuer nimmt seinen Lauf. Wer hat ihm das Schwein geschickt? Nebenbei hilft ihm eine neue Bekanntschaft. Madelaine hatte er in einem Date kennengelernt, kurz vor Weihnachten. Eigentlich hat er das versaut, aber schließlich kommen die beiden überraschend wieder zusammen und schließlich hilft sie ihm. Bei seiner Sinnsuche nach dem Leben, bei der Suche nach dem Absender des Schweins, bei der Suche nach seinem Vater. So geht es zu seinem alten Boss und zu seiner Mutter, nicht zu vergessen die Exfreundin. Madelaine, Mookie und Joachim bilden eine Einheit, aber noch müssen sie ihre Aufgabe erfüllen.
Kritik
Ein Schwein verändert die Welt, zumindest den Mikrokosmos eines Mannes, der den Halt im Leben verloren hat. Aus einem Akademiker mit Ambitionen ist ein Alkoholiker mit Selbstverneinung geworden. Doch das Schwein ändert es. Seid vorsichtig, was ihr im Suff schreibt, freut euch über Dates und Frauen, die irgendwas Positives in euch sehen. Das Leben bietet so unglaublich viel, wenn wir es annehmen können.
Laura Wohnlich, 1992 in Basel geboren, schreibt eigentlich schon immer. Unter anderem wurden ihre Texte im Entwürfe-Magazin und in der WELT veröffentlicht. Sie war Mitglied beim jungen Theater Basel, stand auf der Bühne und verfasste Drehbücher. 2017 erhielt sie vom Literarischen Colloquium Berlin ein Aufenthaltsstipendium. Ihr Debütroman „Sweet Rotation“ (2017) war »traurig und lustig, geistreich und psychologisch ausgeklügelt« (SRF). „Mookie – Weihnachten mit Schwein“ hat 238 Seiten und ist im Heyne Verlag am 13. September 2020 erschienen.
Bewertung: 8,2/10 Punkten
Spannung: 3/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4