Milena Agus – Eine fast perfekte Welt

Familiendrama / Generationenroman

Poetisch und berührend erzählt Milena Agus von drei Generationen einer sardischen Familie und davon, dass wir alle Voraussetzungen für ein erfülltes Leben in uns tragen. Es doch meist aber nicht erreichen und uns nach etwas Anderem sehnen. Manche in der Gewissheit, dass das eigene Leben gut ist und woanders es auch nicht besser werden könnte, doch die Sehnsucht bleibt. Vor allem bei jenen, die die Heimat verlassen, um woanders ihr Glück zu finden. Ein Teil von ihnen bleibt immer zurück und an der Vergangenheit heften. Doch die Zukunft, das unentdeckte Land, bietet Möglichkeiten. Glück fängt häufig in einem an. Man muss es nur zulassen. Wie bei den beiden Frauen im Roman „Eine fast perfekte Welt“ von Milena Agus. Hier sind es Ester und ihre Tochter Felicita, die in Sardinien oder Genua leben und deren Leben nicht so verlaufen, sie es hätte sein können.

Inhalt

Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden, steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Dort wo sie einst aufgrund des Krieges auf Raffaele wartete, der anders aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte als er zuvor war. Doch Ester wollte warten, selbst wenn es nicht ihr Traummann war und er nach dem Krieg nicht sofort eine ordentliche Arbeit finden konnte. Dennoch schafften die beiden es ein Leben aufzubauen, eine Tochter zu bekommen und zwischendurch in Genua zu leben. Nur die Sehnsucht zur Rückkehr war bei Ester zu stark. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ist geblieben. Ihrer Tochter Felicita soll es da besser ergehen – und tatsächlich findet sie ihr Glück. Im bunten Hafenviertel von Cagliari fertigt sie Schmuck aus Weggeworfenen und zieht ihren Sohn Gregorio groß – dem das Leben seiner Mutter bald zu eng wird. Felicita hätte heiraten können, ein finanziell unabhängiges und gutes Leben führen. Doch die Liebe und die Freiheit sind ihr wichtiger. Als ihr Sohn aufwächst und ein wenig seltsam ist, bemerkt sie sein Talent in der Musik. Könnte er einst in den USA leben und dort sein Glück finden?

Kritik

Anfangs gut, später schweift die Autorin ein wenig ab, trotz der nur gut 200 Seiten. Rein sprachlich erfreulich, inhaltlich nicht immer ganz einfach, aber menschlich nachvollziehbar. Wir sind unseres eigenes Glückes Schmied, oder halt auch nicht. Liebe und Sehnsucht, die Suche nach dem Glück – die wichtigsten Themen unserer Zeit.

Milena Agus wurde 1959 als Kind sardischer Eltern in Genua geboren. Heute lebt sie in Cagliari auf Sardinien. Ihr Weltbestseller „Die Frau im Mond“ (2007) wurde 2016 mit Marion Cotillard verfilmt. Eine fast perfekte Welt heißt im Original „Terre promesse“, wurde von Monika Köpferaus dem Italienischen übersetzt, hat 207 Seiten und ist im dtv am 20. Januar 2020 erschienen.

Bewertung: 7,8/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 1/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4

Nickel, 27.01.2020, 14.30 Uhr