Unschuld und Verlangen

Coming-of-Age / Romanze / Erotik

Rodolphe Tissot inszeniert mit „Unschuld und Verlangen“ eine sinnliche, ästhetisch anspruchsvolle Romanadaption von Marie Darrieussecq über das Aufkeimen weiblicher Sexualität. Mutig und freizügig überzeugt Jungschauspielerin Louisiane Gouverneur mit ihrer großen Lebendigkeit als Solange und gewann so beim Festival de la Fiction in La Rochelle 2021 den Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin. So offene und mutige Filme gibt es praktisch nur aus Frankreich. Die aufkeimende Sexualität einer 15-jährigen. Sexualität kann etwas Wunderschönes und Befreiendes sein – in den meisten Filmen der vergangenen Jahre ist es aber letztlich negativ besetzt. Solange wird langsam erwachsen, sie interessiert sich für Jungs, für Sex und sie möchte sich ausprobieren, mit ihren Freundinnen austauschen. Wie sie sich dabei verhält erklärt ihr ihr engster Vertrauter.

Inhalt

Das Leben der 15-jährigen Solange (Louisiane Gouverneur) läuft alles andere als rosig: Eine ihrer Freundinnen hat versucht sich umzubringen, die Ehe ihrer Eltern steht kurz vor dem Aus, und ständig muss sie ihrer Mutter in deren Geschäft aushelfen. Doch Solange hat Träume: Sie möchte Schauspielerin werden. In der Hitze des Sommers entdeckt Solange ihren Körper und ihre Lust und bemerkt, welche Wirkung sie auf die Männer in ihrem Umfeld hat. Neben dem nur wenige Jahre älteren Arnaud, mit dem sie erste sexuelle Erfahrungen sammeln kann, ist da auch noch ihr mehr als doppelt so alter Nachbar Guillaume (Vincent Deniard), der regelmäßig auf sie aufpasst. Ein Mann, der immer auf alle Rücksicht nimmt, ein Altrocker, ein sensibler Mann, der leicht zu manipulieren ist und nicht Nein sagen kann. Solange weiß im Prinzip was sie will, trifft aber auf sehr unterschiedliche junge Männer, von denen sie sich ausnutzen lässt, um Erfahrungen sammeln zu können.  Wer zwischendurch denkt, der Film wäre krass, der sollte sich vor dem Ende fürchten. Das ist eindeutig zu heftig und nichts mehr für Zartbesaitete. Heftige Sache…

Kritik

Die Jugend und das Entdecken der Sexualität. Ein selbstbewusstes Mädchen, das häufig weiß, was sie möchte und sich doch in manchen Situationen überreden lässt, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht möchte –oder lernt sie das erst währenddessen? Eine toxische Beziehung innerhalb der Familie, bei der Solange sich nicht nur gut anderen, Vertrauten, gegenüber verhält. Wobei das Thema Verführung Minderjähriger oder von Minderjährigen ein zu komplexes ist, als dass wir es hier in ein paar Sätzen analysieren könnten. Visuell ästhetisch, inhaltlich stark, aber härter als so manches Drama.

In den Extras gibt es den Trailer und Filmtipps.

Unschuld und Verlangen (O: Clèves): F 2021; Regie: Rodolphe Tissot; Darsteller: Louisiane Gouverneur, Vincent Deniard, Aymeric Fougeron, Sarah Suco, Alexandre Steiger; FSK: ab 16 Jahren; Dauer: 109 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1, Französisch 2.0; Untertitel: Deutsch; Bild: 1,85:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Pierrot Le Fou / Alive. Veröffentlichung Verkauf: 4. November 2022.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 2/4 – Erotik: 3/4 – Anspruch: 3/4