Wir sind dann wohl die Angehörigen

Zeitgeschichte / Entführungsdrama

Die Entführung von Jan-Philipp Reemtsma im Jahr 1996 gehört zu den spektakulärsten Kriminalfällen der jüngeren deutschen Geschichte. Der Film erzählt die 33 Tage seiner Entführung erstmals nicht aus der Perspektive des Opfers, sondern aus der des damals 13-jährigen Sohnes. In „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ lässt die Familie des Zigarettenimperiums-Erben erneut sein Drama erzählen, nur halt aus anderer Perspektive und leider nur im Abspann mit weitergehenden Erklärungen. Das packende Drama basiert auf der gleichnamigen Buchvorlage von Reemtsmas Sohn Johann Scheerer. Neben Claude Heinrich als Johann und Adina Vetter als Ann Kathrin Scheerer stehen Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs, Fabian Hinrichs und Philipp Hauß vor der Kamera. Hans-Christian Schmid verfasste das Drehbuch gemeinsam mit Michael Gutmann, mit dem er unter anderem bereits bei „Lichter“, „23“ und „Crazy“ zusammengearbeitet hat.

Inhalt

Für den 13-jährigen Johann (Claude Heinrich) ist an einem Tag des Jahres 1996 plötzlich nichts mehr wie zuvor. Mit der Entführung seines Vaters erlebt er zum ersten Mal in seinem Leben wirkliche Angst – und wird Zeuge beklemmender 33 Tage. Polizisten werden zu Hausgenossen von fragwürdiger Kompetenz. Zwischen gescheiterten Geldübergaben erreichen ihn die verzweifelten Briefe seines Vaters. Immer deutlicher wird dabei, dass das Leben des Vaters nur entgegen der Polizeistrategie zu retten ist. Oder stimmt das gar nicht? Die Polizei ermittelt, sie versucht mittels zweier Kollegen für die Familie da zu sein. Doch sind deren Versuche bei der ersten Geldübergabe nicht ganz professionell – sie scheitert. Ein emotionales Desaster für den Entführten, für die Angehörigen. Ihr Anwalt (Justus von Dohnányi) steht ihnen bei, damit Ann Kathrin Scheerer (Adina Vetter) nicht allein die Entscheidungen treffen muss, oder den Vorschlägen der Polizei allzu leicht glaubt. Mit der Zeit schwindet die Hoffnung, die Übergabe der 20 Millionen DM soll endlich vonstattengehen, damit ihr Jan-Philipp Reemtsma zurück zur Familie kann.

Kritik

Damals habe ich das gar nicht so richtig mitbekommen. Doch mit der Zeit hat sich der Entführte immer wieder gemeldet. Thomas Drach wurde gefasst und verklagt, doch wie im Abspann beschrieben, ist sehr viel vom Lösegeld nie wieder aufgetaucht. Ist das einer der Gründe für den Film? Der ist nicht schlecht gemacht, aber ein reines Entführungsdrama inklusive einer suboptimalen Polizeiarbeit. Oder lag die fehlende Effizienz an der Cleverness der Entführer? Der Film hat das Prädikat besonders wertvoll erhalten.

In den Extras befinden sich die Hörfilmfassung, die Audiodeskription, entfernte Szenen sowie der Trailer und Filmtipps.

Wir sind dann wohl die Angehörigen: D 2022; Regie: Hans-Christian Schmid; Darsteller: Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs; FSK: ab 12 Jahren; Dauer: 114 Minuten; Sprachen: Deutsch 5.1 & 2.0; Untertitel: Deutsch, Englisch; Bild: 2,00:1 (16:9 anamorph Widescreen); Vertrieb: ©Pandora Filmverleih / Alive. Veröffentlichung Verkauf: 5. Mai 2023.

Bewertung: 7,9/10 Punkten

Spannung: 2/4 – Action: 2/4 – Humor: 1/4 – Erotik: 1/4 – Anspruch: 3/4